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Politische Organisationen in der Online-Welt. Folgen des Wandels politischer Kommunikation auf der Mesoebene

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 155794648
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der im Rahmen der Forschergruppe untersuchte Medienwandel ist kein naturgesetzliches Phänomen. Bedingungen, Bedeutungen und Folgen der Online-Kommunikation hängen davon ab, wie sie von Akteuren wahrgenommen werden und welche Reaktionen daraus erfolgen. Im Rahmen des Teilprojektes 5 waren Akteure in politischen Organisationen von Interesse, also Kommunikationsverantwortliche oder die Leiterinnen und Leiter. Mögliche Reaktionen sind einerseits die Veränderung von Kommunikationsangeboten (Inhalte auf Webseiten und Social Median Plattformen wie Facebook oder Twitter), aber auch von Prozessen und Strukturen innerhalb der Organisation. Die im Rahmen des Teilprojektes durchgeführten Inhaltsanalysen zeigen, dass von den untersuchten nationalen politischen Organisationen fast alle, von denen auf internationaler Ebene aber nur 80% mit einer Webseite im Netz vertreten sind. Bei den Social Media Plattformen zeigt sich auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine Dominanz der drei großen Anbieter Facebook, Twitter und Youtube. Während Webseiten vor allem dafür genutzt werden, Informationen zu verbreiten und Ressourcen zu generieren, werden Social Media Plattformen für Interaktion und Dialog mit den Nutzerinnen und Nutzern eingesetzt. Bezogen auf Umfang und Stil der Inhalte sind es vor allem ältere und etablierte Organisationen, die ausdifferenzierte Kommunikationsangebote haben. Auf internationaler Ebene ist die Zugehörigkeit zu einem Land mit hohem Entwicklungsstandard ausschlaggebend. In Interviews und Fallstudien wurde dann gefragt, wie Online-Medien innerhalb der Organisationen verarbeitet werden. Dabei konnte die Annahme des organisationssoziologischen Neo-Institutionalismus, dass politische Organisationen nicht nur aufgrund rein rationaler Zweck-Mittel-Umwelt Kalkulationen agieren, gestützt werden. Häufig liegt der Einführung von Social Media Anwendungen keine klare Zieldefinition zugrunde, sondern nur ein vager wünschenswerter Zustand. Akteure in politischen Organisationen reagieren auch auf (wahrgenommene) Anforderungen der Organisationsumwelt. Strategisch oder rational zu nennende Motive werden dann zum Teil erst retrospektiv entwickelt, d. h. nachdem das entsprechende Medium bereits zur Kommunikation verwendet wurde. Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass bei der Nutzung von Online-Medien durch politische Organisationen zunehmend Signifikationscodes aus dem Bereich der Unternehmenskommunikation verwendet werden und damit auch eine ökonomische Logik Vorschub erhält. Online-Medien wirken hier als Beschleuniger und Kristallisationspunkt für organisationsinterne Friktionen. Dies liegt daran, dass die Planung und Erstellung von Online-Kommunikation noch nicht in dem Maße institutionalisiert ist, wie die Kommunikation über klassische Medien und durch die technischen Möglichkeiten sehr viel besser evaluiert werden kann („Likes“, Klicks in Echtzeit etc.). Auch wird die Rolle der Kommunikationsverantwortlichen wie auch der Leitung in politischen Organisation wichtiger, da diese über ihre „privaten“ Social Media Accounts ebenfalls organisationsbezogen kommunizieren. Dadurch können Mitteilungen nicht mehr treffsicher Personen oder Organisationen zugeordnet werden, und es entfällt ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Organisationen und Netzwerken. Insgesamt zeigt sich, dass innerhalb der Struktur politischer Organisationen verschiedene Möglichkeiten existieren, auf den Medienwandel zu reagieren und Kommunikation zu organisieren. Während der Prozess des Organisierens relevant bleibt, führt die weitere Durchsetzung von Online-Medien zu einer Auflösung bisheriger Grenzen von Organisationen, die damit Netzwerken ähnlicher werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Mediatization of Political Organizations: Changing Parties and Interest Groups? In F. Esser & J. Strömbäck (Hrsg.), Mediatization of Politics: Understanding the Transformation of Western Democracies (S. 181-199). Basingstoke: Palgrave Macmillan
    Donges, P., & Jarren, O.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1057/9781137275844_10)
  • (2016) Media Democracy. In G. Mazzoleni (Hrsg.), The International Encyclopedia of Political Communication. Wiley Blackwell
    Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/9781118541555.wbiepc009)
  • (2016). Mediendemokratie. In O. W. Lembcke, C. Ritzi & G. S. Schaal (Hrsg.), Zeitgenössische Demokratietheorie. Band 2: Empirische Demokratietheorien. (S. 103- 124). Wiesbaden: Springer VS
    Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-06363-4_5)
  • (2016). Observing Online Content. In G. Vowe & P. Henn (Eds.), Political communication in the online world. Theoretical approaches and research designs (S. 183-200). New York: Routledge
    Keyling, T. & Jünger, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9781315707495-13)
  • (2016). Organisations-Umwelt Dynamiken als Bedingung der Online-Kommunikation politischer Interessenorganisationen. In P. Henn & D. Frieß (Hrsg.), Politische Online-Kommunikation. Voraussetzungen und Folgen des strukturellen Wandels der politischen Kommunikation. Berlin: Digital Communication Research
    Nitschke, P. & Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.17174/dcr.v3.4)
  • (2016). Organizations as an Analytical Category: Conceptual and Methodological Challenges. In G. Vowe & P. Henn (Hrsg.), Political communication in the online world. Theoretical approaches and research designs (S. 262-274). New York: Routledge
    Nitschke, P. & Murphy, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9781315707495-18)
  • (2016). Political organizations’ use of websites and Facebook. New Media & Society, 18(5), 744-764
    Nitschke, P., Donges, P., & Schade, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1461444814546451)
  • (2016). The New Institutionalism Revisited. In: G. Vowe & P. Henn (Eds.), Political communication in the online world. Theoretical approaches and research designs (S. 118-132). New York: Routledge
    Donges, P. & Nitschke, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.4324/9781315707495-9)
  • (2017). Erleichterte Partizipation für politische Organisationen? Eine Analyse der Einflussfaktoren auf die Online-Aktivitäten nationaler und internationaler Organisationen. MedienJournal, (2), 113-126
    Donges, P., & Nitschke, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.24989/medienjournal.v41i2.1475​)
  • (2017). Political Organizations and their Online Communication. Sociology Compass, 18(1) e12554
    Donges, P. & Nitschke, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/soc4.12554)
  • (2017). Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Eine Einführung. (4. Aufl.) Wiesbaden: Springer VS
    Donges, P., & Jarren, O.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-16572-7)
  • (2018). Motive und Strukturen: Eine Analyse der motivationalen und strukturellen Dynamiken in der Online-Kommunikation politischer Interessenorganisationen. In S. Wehmeier & D. Schoeneborn (Hrsg.), Strategische Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Intention und Emergenz (S. 253-266). Wiesbaden: Springer Fachmedien
    Nitschke, P., & Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-17634-1_14)
  • (2018). Online Repertoires of NGOs in the International Arena. Journal of Information Technology & Politics, 45(2), 1–18
    Nitschke, P. & Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/19331681.2018.1452090)
  • Intentional and emergent strategies: analyzing the motivational and structural dynamics in online communications of political interest organizations. Public Relations Inquiry
    Nitschke, P. & Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/2046147X18794998)
 
 

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