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Varieties of Initial Learners in Language Acquisition: Controlled classroom input and elementary forms of linguistic organisation

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2011 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 188524879
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das VILLA Projekt (Varieties of Initial Learners in Language Acquisition: Controlled classroom input and elementary forms of linguistic organization; http://villa.cnrs.fr/) hat untersucht, wie Sprachlerner mit fünf verschiedenen Ausgangssprachen Input in der Zweitsprache Polnisch für den Erwerb sprachlicher Eigenschaften nutzen können. In fünf europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande) nahmen Gruppen von Lernern ohne Vorkenntisse in slawischen Sprachen (insgesamt 182 Lerner) an speziell für sie eingerichteten Polnischkursen teil. Über zwei Wochen interagierten sie in einem kommunikativ ausgerichteten und vollständig monolingualen Setting täglich 90 Minuten (insgesamt 14 Stunden) mit einer polnischen Muttersprachlerin. Der sprachliche Input war so strukturiert, dass die Entwicklung der Lerner in verschiedenen sprachlichen Bereichen untersucht werden konnte und wurde über alle Sprachkurse hinweg so konstant gehalten, wie es unter relativ natürlichen und interaktiven Bedingungen möglich ist. Der Input und die gesamte Interaktion im Klassenzimmer wurden aufgezeichnet und anschließend transkribiert und morphosyntaktisch kodiert. Dadurch können Befunde über den Erwerb phonologischer, morpho-syntaktischer und diskurspragmatischer Eigenschaften der Zielsprache mit den entsprechenden Eigenschaften des zum jeweiligen Messzeitpunkt verfügbaren Inputs (beispielsweise der Frequenz bestimmter Wörter, Flexionsparadigmen, syntaktischer Konstruktionen) abgeglichen. Die sprachliche Entwicklung der Lerner wurde mithilfe einer Reihe von Aufgaben und Experimenten gemessen, die zumeist an mehreren Testzeitpunkten wiederholt wurden, um eine longitudinale Beobachtung des Lernverlaufs zu ermöglichen. Durch den Vergleich von Lernern mit fünf verschiedenen Ausgangssprachen ist es auch möglich, crosslinguistische Einflüsse auf den beginnenden Polnischerwerb zu isolieren. Während in den meisten der beteiligten Länder zwei Gruppen erwachsener Lerner verglichen wurden (eine Gruppe mit „implizitem“ und eine mit „explizitem“ Input, wobei letzterer einige visuelle Hinweise auf grammatische Eigenschaften des Polnischen und mehr explizite Korrekturen enthielt), hat das deutsche Team neben einer Gruppe Erwachsener eine Gruppe mit Kindern (10-11 Jahre) getestet. Beide Gruppen hatten „impliziten“ Input. Die Ergebnisse zeigen, dass Lerner schon nach kurzem Sprachkontakt beginnen, Informationen aus dem Input zu extrahieren. Die Lerner machen schnell Fortschritte beim Erkennen von Lauten und Lautketten in der neuen Sprache und können den Lautketten Bedeutung zuweisen, so dass Wörter entstehen. Auch im Input häufig vertretene Formkontraste, z.B. bestimmte Kasusendungen, können schon nach wenigen Stunden als im Kontext richtig oder falsch beurteilt werden, wobei sich in diesem Bereich auch Unterschiede zwischen den Gruppen zeigen, die vermutlich vom Einfluss der Erstsprachengrammatik zeugen. Die ersten Versuche der Lerner, selbst auf Polnisch zu kommunizieren, beispielsweise eine Geschichte zu erzählen oder eine Wegbeschreibung zu geben, deuten darauf hin, dass bei der Sprachproduktion ähnliche Prinzipien zum Tragen kommen, wie sie auch beim ungesteuerten Zweitspracherwerb erwachsener Lerner in der Migration beobachtet wurden. Erstmals konnten dabei sprachunabhängige und kreative Eigenschaften der entstehenden Lernersysteme von solchen unterschieden werden, die direkt aus dem sprachlichen Input übernommen wurden. Auch zeigte sich, dass eine kleine Gruppe erwachsener Lerner bei der Sprachproduktion bestimmten grammatischen Kategorien (z.B. Numerus) Ausdruck verleiht – allerdings nicht immer so, wie es der Zielsprache entspricht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013). Extracting words from the speech stream at first exposure. Second language Research 29(2):165-183
    Shoemaker, Ellenor & Rast, Rebekah
  • (2013). Initial processing of morphological marking in nonnative language acquisition: Evidence from French and German learners of Polish. Eurosla Yearbook 13: 39-175
    Hinz, Johanna, Carina Krause, Rebekah Rast, Ellenor Shoemaker, and Marzena Watorek
  • (2013). Methods for studying a new language under controlled input conditions: The VILLA project. Eurosla Yearbook 13: 109- 138
    Dimroth, Christine, Rebekah Rast, Marianne Starren & Marzena Watorek
  • (2014). The effects of meaning-based and form-based input on the initial acquisition of Polish verbal morphology. Studi di Linguistica Slava: Strutture e Uso. Firenze University Press: , 391-419
    Latos, Agnieszka
  • (2015). Breaking into a novel linguistic system. In M.E. Favilla & E. Nuzzo (Eds.), Grammatica Applicata: Apprendimento, Patologie, Insegnamento, 111-124. Milano: Associazione Italiana di LinguisticaIn Grammatica applicata: apprendimento, insegnamento, patologie: Proceedings of the XIV congresso AItLA, Università degli Studi di Verona, Italy, 391-419
    Rast, Rebekah
  • (2015). Copular structures in Polish L2. Linguistica e Filologia, 35, 69–98
    Saturno, J.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.6092%2FLeF_35_p69)
  • (2015). Effects of input condition on case ending processing in initial Polish L2. In: A. Bloch- Rozmej & K. Drabikowska (Eds.), Within Language, Beyond Theories: Issues in Applied Linguistics. Newcastle-upon-Tyne: Cambridge Scholars Publishing
    Saturno, J.
  • (2015). Il primo confronto con una norma- percezione e analisi dell‟input iniziale in L2. In Johanna Miecznikowski, Matteo Casoni, Sabine Christopher, Alain Kamber, Elena Pandolfi and Andrea Rocci (eds.), Sprachnormen im Kontext. Special issue of Bulletin Suisse de Linguistique Appliquée, Summer 2015: 151-169
    Bernini, Giuliano
  • (2015). Perceptual prominence and morphological processing in initial Second Language Acquisition. In: A. De Dominicis (Ed.), pS-prominenceS: Prominences in Linguistics. Proceedings of the International Conference. Viterbo: DISUCOM press, 76–95
    Saturno, J.
  • (2016). The Development of Perceptual Sensitivity to Polish Sibilants at First Exposure. Proceedings of the Annual Meetings on Phonology 2
    Shoemaker, E.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.3765/amp)
  • L'influence du type d'enseignement sur l'appropriation de la morphologie au début de l'apprentissage d'une langue étrangère. Le Français dans le Monde, Recherche Application, 61, 47-62, 2017
    Watorek, Marzena, Rast, Rebekah, Durand, M., Dimroth, Christine & Starren, Marianne
 
 

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