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Datierung extremer Wellenereignisse des Holozäns (Stürme und Tsunamis) an der Westküste Australiens

Subject Area Physical Geography
Term from 2006 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 18816466
 
Final Report Year 2008

Final Report Abstract

Das Forschungsprojekt umfasste zunächst ergänzenden Untersuchungen, Probennahmen und Datierungen von Tsunami-Ablagerungen der letzten Jahrtausende im Westen Australiens (von der Cape Range Halbinsel mit Ningaloo-Riff im Norden bis Albany an der westlichen Südküste des Kontinents). Dabei wurden starke Zerstörungsphasen der Korallenriffe im Norden und Transport von Großblöcken (über 50 t) im Süden erfasst und aufgrund des Vergleiches mit extremen Sturmwirkungen (wie Cyclone Vance mit Kategorie 5 , 1999) und der Konzentration der Daten auf wenige Zeiträume um 6200, das hohe Mittelalter oder etwa 300 Jahre vor heute Tsunamis zugeordnet. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Datierung mustergültig ausgebildeter Strandwallsysteme aus Korallenschutt auf den Abrolhos-Inseln vor der australischen Westküste, um hier Einblicke in das Sturmgeschehen der letzten 6000 Jahre (sog. Paläo- Tempestologie des Jüngeren Holozäns) zu gewinnen. Hier wirken von Norden her tropische Wirbelstürme, von Süden aber Winterstürme mit extremer Wellen- und Dünungswirkung, wobei die Riffe jeweils als Materiallieferanten für ausgeprägte Strandwälle dienen. Diese bilden entweder neue junge Inseln, verbinden ehemalige Inselfragmente oder sind auf älteren Riffplattformen abgelagert. Die Abfolge der Standwälle mit ihrer oft mustergültigen Parallelität spiegelt relativ einfache Vorgänge mit recht gleichmäßigen Wiederholungsintervallen wieder, doch ergaben die numerischen Altersdatierungen mit 3 verschiedenen Methoden (Radiokohlenstoff, Elektronenspin-Resonanz und Uran/Thorium) Hinweise auf viel komplexere Abläufe. So können zwar Sturmfolgen im Abstand von ca. 100 Jahren in einigen Profilen mit südlichem Einfluss erkannt werden, doch betragen die Zeitabstände der Wallbildung und damit der Extremereignisse im Norden mehr als 200 Jahre. Allerdings treten auch Zeitlücken bis zu mehr als 1000 Jahren auf. Dabei handelt es sich nicht um ereignislose Phasen, sondern um die Vernichtung früherer Ablagerungen durch besonders schwere Wellenereignisse, also eine Art „Kannibalisierung“ von Strandwällen. Insgesamt konnte ein Zeitraum von mehr als 6000 Jahren in einigen Transekten erfasst werden. Eine weitere Überraschung war, dass offenbar ganze Strandwallsysteme einmal oder mehrfach überprägt wurden, ohne dabei ihre Form einzubüßen. Man erkennt dieses daran, dass auf den Wallkronen Korallenfragmente mit großen Altersunterschieden auftreten können. Obwohl mit bisher fast 200 Altersdaten eine recht solide Grundlage zur Interpretation von Sturmfolgen und Tsunamis der letzten 6000 Jahr im Westen Australiens erarbeitet wurde, müssen erst ergänzende Untersuchungen an den Riffen selbst Auskunft über die wichtigsten Dispositionen zur Strandwallbildung aus Grobkomponenten liefern. Dabei kann es sich sowohl um außerordentlich starke Wellenereignisse handeln, aber auch um große Zeitabstände, die am Riff wieder Material zum Abbruch nachwachsen lassen. An der Materialzusammensetzung sollte man außerdem erkennen können, ob die Wälle i.w. aus bereits von geringeren Ereignissen auf dem Riff angehäuften Fragmenten bestehen und daher nicht besonders intensive Wellenwirkung belegen, ob Tsunamis (mit Korallenanteilen aus sehr großer Tiefe) zwischen den Sturmsignaturen versteckt sind, ob größere Formen- und Zeitlücken Abtragung (d.h. starke Wirkungen) oder ereignislose Abschnitte anzeigen, oder ob sowohl die Art wie auch die Menge des angelieferten Materials durch Intensitätsschwankungen von Stürmen (etwa infolge von Klimaänderungen) und dadurch ausgelöste Veränderungen der Artenzusammensetzung und Widerstandsfähigkeit der Korallenriffe im Grenzbereich ihres Auftretens mitbestimmt sind. Meeresspiegelschwankungen (als Folge von Klimaschwankungen) könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Fragen lassen sich nur im Zusammenspiel mit weiteren Analysen der Ablagerungen (Geoarchive), Datierungen als Zeitrahmen und dem Studium der Riffe selbst (als Bioarchive) lösen, und ihre allgemeine Gültigkeit kann nur bei Ausdehnung der Forschungen auf andere und größere Gebiete beurteilt werden.

Publications

  • E.A. (2008): The Holocene paleo-tsunami history of West Australia. – Earth and Planetary Science Letters 270: 137-146
    SCHEFFERS, S.R., SCHEFFERS, A., KELLETAT, D. & BRYANT
 
 

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