Ancient Pottery in Alexandria and its Chora
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Erforschung der ägyptischen Keramik ptolemäisch-römischer Zeit befindet sich trotz der großen Entwicklungsschübe der Keramikforschung im übrigen Mittelmeerraum noch in einer Anfangsphase. Ein verlässliches chronotypologisches Klassifizierungssystem der gesamten ägyptischen Keramikproduktion fehlte bislang ebenso, wie eine Möglichkeit der sicheren Bestimmung von Produktionsorten innerhalb Ägyptens. In dem deutsch-französischen Kooperationsprojekt CERAMALEX wurden durch das Centre d’Études Alexandrines und das Archäologische Institut der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologische Wissenschaften Abt.II der Universität Frankfurt, dem Institut français d’archéologie orientale in Kairo, der Maison de l’Orient in Lyon und anderen Partnern erste Schritte in Richtung einer systematisierten und koordinierten Erforschung der ptolemäischrömischen Keramik Ägyptens unternommen. Ausgehend von dem Fundmaterial jüngster Grabungen in Alexandria und Schedia wurde zunächst eine gemeinsame Terminologie und eine vereinheitlichte Typologie des gesamten keramischen Fundspektrums von Alexandria und seines Umlandes entwickelt. Das neue Klassifizierungssystem dient nun den beteiligten Partnern als Grundlage für die weitere Bearbeitung der Keramik und macht erstmals den direkten Austausch und Vergleich von Daten über die Grenzen von Einzelprojekten hinaus möglich. Es bildet auch den Kern einer am Archäologischen Institut Köln im Verlauf des Projektes entwickelten Datenbank, in der sämtliches untersuchtes Keramikmaterial nach vereinheitlichten Kriterien erfasst und zur weiteren Auswertung bereitgestellt wird. Den zweiten Schwerpunkt des Projekts bildete die Frage der Provenienzbestimmung ägyptischer Keramikproduktionen. Aufgrund des im Niltal und Delta sehr einheitlichen Tons scheitern bislang traditionelle keramologische Bestimmungsansätze, während naturwissenschaftliche Analysen aufgrund der Gesetzeslage und fehlender Laborinfrastrukturen bislang ausgeschlossen waren. Den Ansatzpunkt lieferte die Verwendung eines portablen Röntgenfluoreszenzgerätes, mit dessen Hilfe die geochemische Zusammensetzung von Keramik analysiert werden kann. Vorteile des Verfahrens sind die Geschwindigkeit, die weitgehende Zerstörungsfreiheit sowie die Transportmöglichkeit zum jeweiligen Ausgrabungsort. Zunächst wurde in gezielten Testmessungen die Zuverlässigkeit des Verfahrens mit positivem Ergebnis nochmals geprüft. Dann erfolgten am Fundmaterial von Alexandria, Schedia und Buto ausführliche Reihenmessungen. Hierbei gelang es erstmals, verschiedene Produktionsorte im westlichen Nildelta anhand ihrer geochemischen Zusammensetzung zu unterscheiden. Zur längerfristigen Etablierung des Verfahrens wurde am Centre d’Études Alexandrines ein umfassend ausgestattetes Keramiklabor aufgebaut, sowie lokale Mitarbeiter ausgebildet. Die Ergebnisse des Projekts bilden nun den Ausgangspunkt im Rahmen eines deutschfranzösischen Anschlussprojektes (CERAMEGYPT), den Untersuchungsansatz auf die gesamte ägyptische Keramik ptolemäisch-römischer Zeit auszudehnen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Ceramalex – ein Datenbankprojekt zur Erschließung hellenistischer und römischer Fundkeramik aus Ägypten, Kölner und Bonner Archaeologica 2, 2012, 253–262
P. Gunia – A. Baher – H. Möller
- Fine ware at Schedia (Western Delta, Egypt): A Choice of Identity, Rei Cretariae Romanae Fautorum (RCRF), Acta 43, 2014, 603–606
A. Martin