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Soziale Kognitionen bei Alkoholabhängigkeit: Beeinträchtigungsprofile und Mechanismen der funktionellen Erholung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 186514927
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Eine adaptive Alltagsbewältigung setzt ganz zentral die Fähigkeit voraus, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können und adäquate Lösungen für schwierige soziale Interaktionen zu finden. Die wesentlichen Zielsetzungen des durchgeführten Forschungsvorhabens bestanden darin, das Muster soziokognitiver Beeinträchtigungen hinsichtlich unterschiedlicher Empathiekomponenten und spezifischer Aspekte sozialen Problemlösens bei alkoholabhängigen Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen und einer klinischen Vergleichsstichprobe depressiver Patienten zu untersuchen. Diese Profile soziokognitiver Beeinträchtigungen sollten insbesondere zu exekutiven Dysfunktionen und Beeinträchtigungen des dispositionellen empathischen Einfühlungsvermögens in Beziehung gesetzt werden und im Verlauf nach einem Jahr untersucht werden. Während die Auswertung der Studie zu den neuronalen Korrelaten unterschiedlicher Aspekte empathischen Einfühlungsvermögens bei den genannten Patientengruppen zum Berichtszeitpunkt noch andauert, sind die Teilstudien zum sozialen Problemlösen bereits abgeschlossen. In der von uns eingesetzten ökologisch validen, vignettenbasierten Testbatterie zum Sozialen Problemlösen generierten sowohl die Patienten mit Alkoholabhängigkeit als auch depressive Patienten im Vergleich zu den jeweiligen gesunden Kontrollstichproben v.a. eine verminderte Anzahl optimaler, also praktisch effektiver und gleichzeitig sozial verträglicher Lösungen für schwierige Interaktionssituationen. Depressive Patienten generierten zusätzlich weniger Lösungen, die nur sozial verträglich, aber nicht praktisch effektiv waren. Beide Patientengruppen hatten außerdem Schwierigkeiten, die mentalen Zustände zu deuten, die zu sarkastischen Bemerkungen führen, nicht aber die mentalen Zustände, die hinter beschriebenen Handlungen in sozialen Interaktionssituationen steckten. Während bei alkoholabhängigen Patienten sowohl das freie Generieren als auch das bloße Identifizieren von optimalen Lösungen für schwierige soziale Interaktionssituationen beeinträchtigt war, waren die depressiven Patienten ähnlich gut wie gesunde Kontrollpersonen darin, die besten Lösungen zu erkennen, wenn sie vorgegeben wurden. Während die Schwierigkeiten hinsichtlich des sozialen Problemlösens bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit nicht mit exekutiven Dysfunktionen oder selbstberichteter Empathie zusammenhingen, ergaben sich diesbezüglich in der depressiven Patientengruppe ganz spezifische Assoziationen. Insgesamt weisen unsere Ergebnisse auf differentielle und spezifische Muster von Beeinträchtigungen im Bereich des sozialen Problemlösens bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit und bei Patienten mit Depressionen hin. Diese individuellen Beeinträchtigungsprofile sollten berücksichtigt werden, um im Rahmen therapeutischer Interventionen soziale Problemlösetrainings gezielt auf die Bedürfnisse der behandelten Patientengruppen zuschneiden zu können.

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