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Vermittlungsakteure, -strukturen und -leistungen der aktuellen Internetöffentlichkeit

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 18570661
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wie wandeln sich Journalismus und aktuelle Öffentlichkeit, wenn sich mit dem Internet die medialen Randbedingungen ändern? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Forschungsprojekts "Vermittlungsakteure, -strukturen und -leistungen der aktuellen Intemetöffentlichkeit". Der gegenwärtige Medienumbruch kann in zwei Perspektiven beobachtet werden. Zum einen kann das Verhältnis zwischen den Medientypen analysiert werden: In welcher Beziehung steht das Internet zu Presse und Rundfunk? Konkurrieren sie, ergänzen sie einander (Komplementarität) oder nähern sie sich an (Crossmedialitäl) und verschmelzen gar miteinander (Konvergenz)? Zum anderen können die Kommunikationstypen Profession, Partizipation und Technik verglichen und zueinander ins Verhältnis gesetzt werden: In den tradifionellen Massenmedien findet öffenfliche Kommunikation fast ausschließlich professionalisiert statt; dies gih sowohl für die vermittelnde Fremddarstellung im Joumalismus. Diese professionell betriebene Kommunikation expandiert ins Internet. Daneben gewinnt im neuen Medium die Laienkommunikation erheblich an Bedeutung ("Web 2.0"), weil es den kommunikativen Zugang zur Öffentlichkeit vereinfacht hat. Diese erweiterte Partizipation ist ambivalent; sie wirft Folgeprobleme auf (quantitative und qualitative Überforderung der Rezipienten, Probleme der Aufmerksamkeilsgewinnung und Glaubwürdigkeit für Kommunikatoren), die dazu führen, dass auch im Internet journalistische Vermittlungsleistungen (Recherchieren, Selektieren, Prüfen, Kommentieren, Präsentieren etc.) erbracht werden müssen. Neben der Partizipation gewinnt die Technik im Internet an Bedeutung: Es ist nicht nur ein (Verbreitungs- und Speicher-)Medium, sondern auch ein Netz aus Computern, das die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation durch Mensch-zu-Maschine-Interaktionen unterstützt und in Teilen zu ersetzen vermag. Zwischen Profession, Partizipation und Technik lassen sich ähnliche Beziehungsmuster beobachten wie zwischen den Einzelmedien. Vermittlungsleistungen im Internet können - wie in Presse und Rundfunk - von professionellen Journalisten erbracht werden. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass partizipative und technische Vermittler in Konkurrenz zu ihnen treten. Entstehen also im Internet funktionale Äquivalente zum professionellen, redaktionell organisierten Journalismus? Daneben sind auch Komplementarität und Integration als Verhältnis zwischen Profession, Partizipation und Technik möglich. Die besondere Zielsetzung des Forschungsprojekts bestand darin, neben der medialen Perspektive erstmals auch die Dreiecksbeziehung zwischen Profession, Partizipafion und Technik in seiner Vielschichtigkeit und aus verschiedenen Perspektiven zu untersuchen. Dafür musste ein theoretisches Fundament gelegt werden, das die Journalismustheorie um Bezüge zur Medien- und Öffentlichkeitstheorie ergänzt. Das Projekt umfasste eine Reihe empirischer Studien: Zunächst wurde inhaltsanalytisch in einem mehrstufigen Verfahren die Grundgesamtheit der joumalistischen Intemetangebote ermittelt. Dabei wurde insbesondere bei der Ermittlung der journalisfisch relevanten Weblogs methodisches Neuland betreten. Ebenfalls neu zu konzipieren war die Inhaltsanalyse von Metatexten über das Verhältnis zwischen Journalismus und Weblogs. In diesem Diskurs werden Identität und Qualität partizipativer Angebote geklärt. Darüber hinaus wurden zwei standardisierte Befragungen durchgeführt: Zum einen wurden Nachrichtenredaktionsleiter von Presse und Rundfunk befragt, zum anderen die Leiter von Internetredaktionen. Beide Befragungen waren als Vollerhebung angelegt. Die zahlreichen empirischen Befunde des Projekts legen nahe, dass zu partizipativen und technischen Angeboten im Internet vor allem eine vielschichtige komplementäre Beziehung besteht, weniger ein Konkurrenzverhältnis. Weblogs, Nutzerplattformen und (Nachi"ichten-)Suchmaschinen sind für die joumalistische Recherche wichtig geworden. Darüber hinaus findet in partizipativen Angeboten die Anschlusskommunikation des Publikums der Massenmedien statt. Auch durch die wechselseitige Themalisierung und Kommentierung beeinfiussen sich journalisfisch-professionelle und partizipafive Angebote. Noch als Experimentierfeld erscheint die Nutzerbeteilung auf joumalistischen Websites. Die eigentliche Bedrohung des Internets für den professionellen Journalismus besteht nicht auf dem Publikumsmarkt, sondern auf dem Werbemarkt: Neue Werbeträger im Internet stellen die Querfinanzierung des Joumalismus durch Werbeerlöse infrage.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Neuberger, Christoph (2007): Neue Medien als Herausforderung für die Journalismustheorie. Paradigmenwechsel in der Vermittlung öffentlicher Kommunikation. In: Winter, Carsten/Hepp, Andreas/ Krötz, Friedrich (Hrsg.): Theoriediskussion in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 251-267.

  • Neuberger, Christoph (2008): Internet und Journalismusforschung: Theoretische Neujustierung und Forschungsagenda. In: Quandt, Thorsten/Schweiger, Wolfgang (Hrsg.): Journalismus Online - Partizipation oder Profession? Wiesbaden: VS, S. 17-42.

  • Neuberger, Christoph/Nuembergk, Christian/Rischke Melanie (2007): Weblogs und Journalismus: Konkurrenz, Ergänzung oder Integration? Eine Forschungssynopse zum Wandel der Öffentlichkeit im Internet. In: Media Perspektiven. H. 2, S. 96-112. (Siehe online unter: http://www.media-perspektiven. de/uploads/tx_mppublicalions/02-2007_Neuberger.pdf )

  • Neuberger, Christoph/Nuembergk, Christian/Rischke Melanie (2008): Der Leser: Unser neuer Mitarbeiter. In: message. H. i, S. 10-16.

  • Neuberger, Christoph/Nuembergk, Christian/Rischke, Melanie (2008): Konkurrenz, Komplementarität, Integration? Zum Beziehungsgeflecht zwischen Weblogs, Wikipedia und Journalismus - Ergebnisse einer Befragung von Nachrichtenredaktionen. In: Raabe, Johannes/Slöber, Rudolf/Theis- Berglmair, Anna M./Wied, Kristina (Hrsg.): Medien und Kommunikation in der Wissensgesellschaft. Konstanz: UVK (= Schriftenreihe der DGPuK, 35), S. 105-117.

  • Neuberger, Christoph/Welker, Martin (2008): Journalistische Recherche: Konzeptlos im Netz. In: Zerfaß, Ansgar/Welker, Martin/Schmidt, Jan (Hrsg.); Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Band 2: Strategien und Anwendungen: Perspektiven für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Köln: von Halem (= Neue Schriften zur Online-Forschung, 3), S. 19-46.

 
 

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