Steuerung metropolitaner Transformationsprozesse im Kontext der japanischen Urban Renaissance-Politik am Beispiel der Region Kansai
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Untersuchung zur Steuerung metropolitaner Transformationsprozesse im Rahmen der japanischen Urban Renaissance-Politik in der Region Kansai hat gezeigt, dass diese auf Metropolräume fokussierte und an einer Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Internationalisierung ausgerichtete nationale Restrukturierungspolitik in der polyzentrischen Metropolregion Kansai zu einer Rezentralisierung auf Osaka und hier wiederum zu einer Konzentration der Entwicklungskräfte auf den Zentrumsbereich geführt hat. Zugleich wurde deutlich, dass die weltweit verfolgte Strategie, die Wettbewerbsfähigkeit der Metropolen durch Maßnahmen der UR in profitträchtigen Lagen und den Ausbau metropolitaner Leitfunktionen zu steigern, in der Umsetzung Adaptionen an die jeweilige Planungskultur durchläuft. Dazu zählen in Japan die Einbettung in das elaborierte System der Sonderzonierungen sowie der Linkage- und Bonusmaßnahmen, die Verankerung im Toshikeikaku und dem hier systemimmanenten „eisernen Dreieck“ der Schlüsselakteure, die Verhandlungsplanung in „closed shops“ sowie die intensive Verknüpfung von Stadtentwicklungs- und Wirtschaftspolitik. So ist die UR-Politik eng verbunden mit der nationalen Wachstumsstrategie des Developmental State, die mit der Ausweisung von Sonderwirtschaftszonen gleichfalls auf eine Zonierungspolitik setzt. Ebenso zeigte sich, dass sie UR-Politik 2002 an den Entwicklungspfad einer unternehmerischen Stadtpolitik des Developmental State anknüpfte, die in den 1980er Jahren unter Premierminister Nakasone eine erste Blüte im Zeichen der auf Deregulierung und Kooperationen mit dem Privatsektor setzenden Minkatsu-Politik erlebt hatte. Die Pfadabhängigkeit dokumentiert sich auch darin, dass Leitprojekte aus der Zeit der Bubble Economy zu Schlüsselprojekten der UR umgewidmet wurden. Zugleich zeigt die Untersuchung Variationen bei der Umsetzung des Konzepts auf, die lokalen wie regionalen Spezifika geschuldet sind. In Osaka und der Region Kansai wird die UR-Politik zudem als Instrument gesehen, gegenüber der Hauptstadt Tokyo ökonomisch aufzuholen, was im Kampf um Investoren dann u. a. zur Gewährung sehr hoher GFZ-Boni führt, die sich wiederum im Stadtbild in einer Vertikalisierung der wichtigsten Zentrumsbereiche äußern. Deutlich wurde auch, dass die UR-Politik einen Wandel durchlaufen hat, der zum einen einer Verschiebung der Machtressourcen unter den Akteuren des „eisernen Dreiecks“ geschuldet war, zum anderen als Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen im internationalen Städtewettbewerb sowie den Bedeutungsgewinn der Wissensökonomie zu interpretieren ist. Grundsätzlich hat die UR-Politik, die bislang nicht in gesamtstädtische oder gar regionale Entwicklungsstrategien integriert worden ist, Zentralisierungs- und Reurbanisierungsprozesse gestärkt, profitträchtige Standorte weiter ausgebaut oder neu entwickelt, repräsentative und multifunktionale urbane Räume als Schaufenster im globalen Wettbewerb der Metropolen und als Bühnen einer neuen Form performativer Urbanität geschaffen sowie Disparitäten auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen verschärft. Für das Verständnis dieser Prozesse haben sich die Analyse der Planungs- und Governance-Kulturen und ihrer Entwicklungspfade und damit ein institutionen- und akteursorientierter Zugang als zielführend erwiesen, um angesichts vielfach beschriebener konvergenter Trends metropolitaner Transformationsprozesse im globalen Wettbewerb für divergente Entwicklungen aufgrund spezifischer planungskultureller und gesellschaftlich-politischer Kontexte zu sensibilisieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012): Centralization and Peripherization by Urban Renaissance Policies in the Polycentric Kansai Region, Japan. In: Proceedings of the Association of European Schools of Planning (Aesop) 26th Annual Congress, Ankara, 4303-4339
Polívka, Jan; Hohn, Uta; Kiuchi, Satomi; Roost, Frank
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Association of European Schools of Planning (AESOP), 26th Annual Meeting, Ankara 14.07.2012: „Centralization and Peripherization by Urban Renaissance Policies in the Polycentric Kansai Region, Japan“
Jan Polívk
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The Annual Meeting of the Association of American Geographers (AAG), New York, 25.02.2012: „Steering Metropolitan Transformation by ”Urban Renaissance“ Policy in Japan, Kansai and Ôsaka“
Uta Hohn
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(2013): Stadtumbau in Osaka im Zeichen der „Urban Renaissance“-Politik. In: Geographische Rundschau, 65/3, 28-35
Hohn, Uta
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Annual Meeting of the Association of American Geographers (AAG), Tampa, Florida 09.04.2014: “Restructuring the Polycentric Metropolitan Region Kansai: Global Competition and Coopetitive Governance”
Uta Merkle
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POLYCENTRIcity. Various Scales, Various Concepts (NWNW 11). innoz, Berlin 03.04.2014: “Processes of Transformation and Regional Governance in the Polycentric Metropolitan Region Kansai”
Uta Merkle
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URP International Colloquium “Reconsidering and Re-conceptualizing Urban Regeneration in the Kansai Region”, Urban Research Plaza, Osaka City University, Osaka, Japan 23.02.2015: „Steering Metropolitan Transformation Processes in the Context of Urban Renaissance Policy in Japan: Global Competition and Coopetitive Governance in the Kansai Region”
Uta Merkle
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(2016): Metropolregion Kansai - Rescaling und Restrukturierung im Zeichen von Coopetition. In: Danielzyk, Rainer; Münter, Angelika; Wiechmann Thorsten: Polyzentrale Metropolregionen. Dortmund (Planungswissenschaftliche Studien zu Raumordnung und Regionalentwicklung, Bd. 5), 386-417
Hohn, Uta; Merkle, Uta; Kiuchi-Joyce, Satomi; Roost, Frank