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Bearbeitung der Funde aus den Gießereianlagen am Syntagmaplatz in Athen - Rekonstruktion der Werkstätten und der Technik

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 179365224
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Aufgabe, die in den Jahren 2010 bis 2014 durchgeführt wurde, bestand darin, die bei den Grabungen unter der Leoforos Amalias beim Bau der U-Bahn am Syntagmaplatz zutage gekommenen Funde aus Werkstätten für den statuarischen Bronzeguss zu sichten, zu bestimmen und eine Auswahl von signifikanten Beispielen zu beschreiben, zu fotografieren und in einzelnen Fällen durch Zeichnungen zu dokumentieren. Es handelte sich dabei um eine im Umfange von 70 Kisten sehr große Materialmenge an Bruchstücken von schwach gebrannten Formen. Dazu kamen Fragmente von Blasebalgdüsen, Eingusstrichtern, Entlüftungspfeifen, Stützen und Randstücken von Schmelztiegeln. Ziel war die Rekonstruktion der Technik, die dort zur Anwendung kam, und die Einordung in die Entwicklung dieses gerade für die klassische Zeit so wichtigen Handwerkszweiges. Das Studium der Planzeichnungen zusammen mit der Ausgräberin Peggy Michaelidou hat ergeben, dass es sich bei den Gussgruben Nr.2, 3 und 4 um einen Werkstattkomplex handelt, der durch Beifunde in die zweite Hälfte des 5. Jh. v.Chr. zu datieren ist und deren Arbeitszeit kurz nach der Jahrhundertwende endete. Im Gegensatz zu den bisher bekannten Werkstätten für den statuarischen Bronzeguss handelt es sich bei der untersuchten Anlage nicht um einen temporär arbeitenden Betrieb sondern um das Stammwerk eines Gießers, das aufgrund der privilegierten Lage nahe der Stadtmauer und seiner langen Nutzungsdauer sicher einem der führenden Meister seiner Zeit gehörte. Die Befunde waren in vielfacher Hinsicht technisch interessant. Sie zeigen, dass bereits gegen Ende des 5. Jh. v.Chr. das System der Zu- und Ableitungen im Formmantel sehr weit entwickelt war und Fehlgüsse zu vermeiden half. Außerdem haben wir zum ersten Male Hinweise gefunden, wofür die in allen Bronzewerkstätten zahlreich gefundenen Stützen dienten. Ebenso waren die Gussgruben für einen Dauerbetrieb angelegt, und nicht zuletzt haben wir erstmals den Beweis gefunden, dass ein Teil der gebrannten und zerschlagenen Gussformen zerrieben und dem Ton für den Aufbau der neuen Formen beigemischt wurde, um den Schwund beim Trocknen gering zu halten. Formfragmente, aus denen man auf den gegossenen Gegenstand schließen kann, fanden sich wegen des hoch entwickelten Steigersystems wenige, aber immerhin können wir mit Sicherheit sagen, dass in der Werkstatt eine gut lebensgroße weibliche Statue im Peplos eines der Werke war, die dort entstanden sind.

 
 

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