Nitrat als kardiovaskulärer Risikofaktor in der Framingham Offspring Population (USA)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Nitrat ist Bestandteil der Nahrung wie auch Abbauprodukt und möglicher Ausgangspunkt des für die Kreislaufregulation wichtigen L-Arginin-NO (-Nitrat) Signalwegs. Nachdem sich in den 1970er Jahren aufkommende Verdachtsmomente für einen Zusammenhang zwischen erhöhter Nitrataufnahme und Krebsfällen bisher nicht zweifelsfrei haben belegen lassen, konzentriert sich die experimentelle wie auch die klinische Forschung derzeit auf mögliche positive Effekte von Nitrat im Herzkreislaufsystem. Eine Steigerung der Nitratkonzentration im Plasma wird vielfach als Indikator für günstige kardiovaskuläre Effekte interpretiert. Vermutet wird hierbei, dass Nitrat aus dem Speichel von Bakterien im Mundraum zurück in Nitrit verwandelt werden kann. Nach Aufnahme im Darm kann Nitrit in zahlreichen Geweben wieder zurück in Nitrit verwandelt werden, das dann in bestimmten Geweben wieder in den Botenstoff NO verwandelt werden kann. Bisher lagen für die Nitratkonzentration im Plasma aber keine direkten prospektiven Daten zu kardiovaskulären Ereignissen und zur Gesamtmortalität in der Allgemeinbevölkerung vor. In der vorliegenden Studie wurde in Plasmaproben von Teilnehmern der bevölkerungsbasierten Framingham Study Offspring Kohorte (aus dem gleichnamigen Ort bei Boston in den USA) mittels Gaschromatographie- Massenspektrometrie untersucht. Die Nitratwerte wurden dann bei 2815 bzw. 2513 Studienteilnehmern in Beziehung gesetzt mit dem Risiko, im Nachbeobachtungszeitraum von mehr als 10 Jahren zu versterben bzw. ein kardiovaskuläres Ereignis zu entwickeln. Wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass eine erhöhte Nitratkonzentration bei Personen mit einer leicht reduzierten Nierenfunktion einen Risikofaktor für die Gesamtmortalität darstellt. Die aktuellen Daten legen aber ebenfalls nahe, dass eine erhöhte Nitratkonzentration im Plasma weder mit einem gesteigerten noch mit einem verringerten Risiko für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse einhergeht. Dieses Ergebnis ist zwar plausibel, war aber aufgrund von tierexperimentellen und klinischen Kurzeit-Supplementationsstudien, die überwiegend positive kardiovaskuläre Effekte zu Nitrat berichten, nicht zwingend zu erwarten. Die aktuellen Daten zeigen, dass sicherlich eine vorsichtigere Interpretation von Daten aus Kurzeitstudien zu Nitrat anzuraten ist. Da die Nitratkonzentration nicht nur von der NO-Synthese, sondern auch von exogenen Faktoren wie der Nitrataufnahme durch die Nahrung und/oder die Nierenfunktion bestimmt wird, sollten unsere Daten aber nicht vorschnell einseitig als Hinweis für eine primär gesundheitsschädliche Wirkung von Nitrat interpretiert werden. So ist es beispielsweise leicht nachzuvollziehen, dass es einen Unterschied macht, ob die Nitratkonzentration infolge einer vermehrten endogenen NO-Bildung (bzw. alternativ, eines vermehrten Konsums von grünem Gemüse) oder aufgrund einer reduzierten Nierenfunktion oder von Rauchen erhöht ist. Hier zu differenzieren wird die Aufgabe nachfolgender Untersuchungen sein.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Plasma Nitrate and Incidence of Cardiovascular Disease and All-cause Mortality in the Community: The Framingham Offspring Study. Circulation. 2012; 126:A14141
Renke Maas, Vanessa Xanthakis, Thomas Goen, Edzard Schwedhelm, Rainer Boger, Ramachandran S Vasan