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Psychobiologie menschlicher Gewalt- und Tötungsbereitschaft

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 175998462
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In Untersuchungen in Kriegsgebieten insbesondere Ostafrikas aber auch Mittelasiens und Kolumbiens hat unser Team quantifiziert, auf welche Weise Menschen zur Gewalt- und Kampfbereitschaft bis hin zu Tötung und Massakern geprägt werden. Dabei wird ein Leitmotiv erkennbar: Neben der reaktiven, als der Verteidigung und Gegenwehr dienenden Gewalt, hat eine andere Aggressionsform, die appetitive Gewalt ihre Basis in der biologischen Anlage des Menschen und scheint vor allem auf die evolutionäre Herausbildung des Jagdverhaltens rückführbar zu sein. Unsere neurophysiologischen Laboruntersuchungen belegen, dass diesen unterschiedlich motivierten Formen von Gewalt auch eine unterschiedliche Orchestrierung aktivierter Gehirnstrukturen zugrunde liegt. Auch die genetischen Analysen, die unterschiedliche Vulnerabilitäten für die beiden Formen der Gewalt nachweisen, belegen die Dichotomie der Gewalt. Diese beiden Formen treiben zwei ineinandergreifende Zyklen der Gewalt. Während die reaktive Seite auch Personen in Zivilgesellschaften intuitiv verständlich ist, ist das nicht unbedingt für die appetitive Seie der Fall. Menschliche Aggression entsteht aber nicht nur durch eine Bedrohung (reaktiv) sondern auch durch eine biologisch angelegte Aktivierung des Belohnungssystems welches dann wiederum die Lust zu Kampf und Auseinandersetzung stimuliert. Wenn moralische und soziale Vorgaben diese nicht regulieren, dann droht Zerstörung und Verletzung bis hin zum Tod. Diese Lust lässt insbesondere junge Männer in stundenlange gewalthaltige Computerspiele eintauchen. Praktisch in allen - zumindest jungen - Männern kann Unterwerfen von Menschen motivieren, Jagd auf Menschen sogar zum „Combat High“ zum Rausch am Töten führen. Dazu muss man kein geborener sogenannter Psychopath sein! Auf diesem Modell aufbauend haben wir die forNET zur Behandlung von psychischen Symptomen und Funktionsbeeinträchtigung bei Personen mit Gewalt- und Kampferfahrungen entworfen und deren Wirksamkeit in Demobilisierungsprogrammen geprüft und verbessert. In einem nächsten Schritt wäre zu untersuchen, wie weit dieses Verfahren nicht nur ehemalige Mitglieder bewaffneter Gruppen in den Krisenregionen in eine Zivilgesellschaft führen kann, sondern auch, ob Rückkehrer nach Mitteleuropa oder dorthin geflüchtete ehemalige Kämpfer mit dieser Therapie unterstützt werden können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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