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Klassische Archäologie

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 174903157
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Heisenbergstipendiums konnten zwischen 2010 und 2012 zwei der drei Projekte rea-lisiert werden: a) Die Domus 49,19 in Megara Hyblaia: Eine exemplarische Studie zum Wohnen in Sizilien in hellenistischer Zeit; b) Decorative Systeme in spätrepublikanisch-frühkaiserzeitlichen Wohnhäusern am Golf von Neapel. Darüber hinaus konnte in diesem Zeitraum die Habilitationsschrift zum Druck eingereicht werden („Die Entdeckung des Körpers, De Gruyter 2012). Für das erste Projekt ist im Rahmen einer von der Fritz Thyssen-Stiftung finanzierten Kampagne im Jahr 2010 eine zeichnerische Dokumentation des Peristylhauses 49,19 im Maßstab 1:50 geleistet worden. Des Weiteren konnte ein Längs- und ein Querschnitt sowie die Abwicklungen der Fassaden-ansichten im selben Maßstab gezeichnet werden. Mit dieser zeichnerischen Dokumentation verband sich eine detaillierte Beschreibung und photographische Dokumentation aller erhaltenen Mauerstruk-turen und Einbauten. Alle relevanten Daten sind in eine bereits vor der Kampagne erstellte Datenbank eingespeist worden. Auf der Grundlage dieser Dokumentation konnten wichtige Ergebnisse zur Ein-bindung des Hauses in den Wohnblock (Insula), zur Vorgängerbebauung im Areal des Peristylhauses sowie zur Baugeschichte des Peristylhauses selbst gewonnen werden. Sie lassen sich wie folgt zu-sammenfassen: • Das Haus 49,19 markiert eine deutliche Abkehr von archaischen Mustern der Wohnarchitektur und Parzellenstruktur in Megara Hyblaia. • Das Haus trat an die Stelle von mehreren Häusern; die Insula war ursprünglich in Längsrichtung geteilt. • Das Haus war von Beginn an als Anlage mit zwei Innenhöfen konzipiert. • Das Peristylhaus hat mehrere Umbauten erfahren; den stärksten Einschnitt markiert die Verkürzung des ursprünglich dreiseitigen zu einem zweieinhalbseitigen Peristyl. • Eine strikte funktionale Differenzierung (öffentlich/privat; Gynaikonitis/Andronitis; repräsenta-tiv/produktiv) lässt sich anhand des Befundes wiederlegen, mit produktiven Aktivitäten muss so-wohl im Bereich des südlichen Peristyls wie im Nordhof gerechnet werden. Allerdings lässt sich für den Peristylbereich ein anderer Nutzungshabitus als für den einfacher gestalteten nördlichen Haus-teil annehmen. • Das von uns dokumentierte Haus ist sozialgeschichtlich interessant, weil es repräsentatives Wohnen und eine große Zahl profaner Aktivitäten in einem Stadthaus miteinander verbindet Für das zweite Projekt stand nur ein Jahr statt der konzipierten zwei Jahre zur Verfügung, weshalb die grundsätzliche Fragestellung nach decorativen Systemen nur exemplarisch thematisiert werden konnte. Dazu wurde nicht ein Wohnbefund am Golf von Neapel, sondern einer der vielleicht am besten erhaltenen Wohnbefunde überhaupt – die Domus Aurea des Nero in Rom – analysiert. Der Befund erlaubte auf einer theoretischen Ebene die Beobachtung, dass sich semantische und ästhetische Kategorien der Wahrnehmung immer durchdringen, mehr noch: dass sie in der Antike gezielt in Abhängigkeit voneinander entwickelt werden. Formen und Inhalte nehmen aufeinander Bezug und verstärken somit die Entstehung von Raumatmosphären. Besonders prägnant lässt sich diese Wechselwirkung im Verhältnis von semantisch dicht besetzten Bildern und semantisch schwach besetzten Ornamenten untersuchen, die in der Domus Aurea in Abhängigkeit voneinander gewählt sind. Ein methodisch nicht unerhebliches Problem besteht darin, solche Raumatmosphären sprachlich – und wissenschaftlich seriös – zu fassen. Solche Beschreibungen sind nie messbar genau – ein Verzicht auf solche Charakterisierungen würde uns allerdings den Zugang zu einer zentralen Wahrnehmungskategorie verschließen. Wahrnehmungspsychologische Überlegungen einerseits, antike Texte andererseits ermöglichen zumindest eine Annäherung an entsprechende Erlebnisqualitäten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Activités archéologiques de L'Ecole française de Rome. Chronique. Année 2010. Mégara Hyblaea (Sicile), MEFRA 123, 2011, 325-328
    H. Tréziny, D. Steuernagel, A. Haug
  • Handwerkerszenen auf athenischen Vasen des 6. und 5. Jh. v. Chr.: Berufliches Selbstbewusstsein und sozialer Status, Jdl 123, 2011,1-31
    A. Haug
  • Die Entdeckung des Körpers. Körper- und Rollenbilder im Athen des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. (Berlin - New York 2012) [Habilitationsschrift; ICON-Reihe]
    A. Haug
 
 

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