Forschung zu Friedrich Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" mit dem Ziel, den Text mittels eines Interpretationsbandes wissenschaftlich zu erschließen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ein wesentlicher Zug von Friedrich Nietzsches Werken besteht fraglos in deren sprachlichen Eigentümlichkeiten. Obwohl auf diese zuweilen in allgemeiner Form hingewiesen wurde, liegen nur wenige Analysen vor, die ihre philosophische Valenz an einzelnen Werken herausarbeiten. Das Forschungsprojekt wandte sich "Jenseits von Gut und Böse" unter der Maßgabe eines interpretativen Zugriffs zu, der die spezifischen Darstellungsformen dieses Werks berücksichtigt. Hierbei stand die Frage im Fokus, inwiefern Elemente, die nicht selten als schriftstellerisches Beiwerk ignoriert oder diskreditiert wurden, den philosophischen Gehalt der vorgebrachten Gedanken bestimmen. Um diese Frage zu beantworten, wurden mittels textnaher Lektüren diverse Präsentationsformen philosophischer Erkenntnis in "Jenseits von Gut und Böse" extrapoliert. Diese stellen sich als höchst problematisch dar, da dieses Werk Nietzsches seine Leser nicht nur strategisch irritiert, was die „Faktizität“ des Vorgebrachten angeht, sondern auch darüber im Unklaren lässt, wie zuverlässig die jeweils vernommene „Position“ ist. Insbesondere anhand der Formen der Selbstausstellung von philosophierenden Perspektiven konnte aufgezeigt werden, dass sich "Jenseits von Gut und Böse" nicht nur fixierenden Interpretationen entzieht und sich gegen sie sperrt, sondern darüber hinaus mögliche Vereinnahmungen durch eine spätere Rezeption vorwegnimmt und konterkariert. Dabei werden die für ihre eigene Interpretationstätigkeit sensibilisierten Leser des Werks mit der Aufgabe konfrontiert, das philosophische Erkenntnisprojekt, das in "Jenseits von Gut und Böse" keinesfalls suspendiert wird, weiterzuführen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- „Nietzsche. El asno sobre el escenario. Hacia una lectura contextual de aforismos“ (Übersetzt von Marina Silenzi), in: Alfredo Rocha de la Torre (Hrsg.): Reflexiones en Filisofía Contemporánea, grama ediciones, Buenos Aires 2012, 153-173
Marcus Andreas Born
- „Nietzsches rhetorische Inszenierung der Psychologie. Zum ersten Hauptstück von Jenseits von Gut und Böse“, in: J. Georg/C. Zittel (Hrsg.): Nietzsches Philosophie des Unbewussten, De Gruyter, Berlin/ Boston 2012, 197-206
Marcus Andreas Born
- Texturen des Denkens. Nietzsches Inszenierung der Philosophie in „Jenseits von Gut und Böse“, De Gruyter, Berlin/Boston 2013
Marcus Andreas Born, Axel Pichler (Hrsg.)
- „Text, Autor, Perspektive. Zur philosophischen Bedeutung von Textualität und literarischen Inszenierungen in ,Jenseits von Gut und Böse‘“, in: M.A. Born/A. Pichler (Hrsg.): Texturen des Denkens. Nietzsches Inszenierung der Philosophie in „Jenseits von Gut und Böse“, De Gruyter, Berlin/Boston 2013, 15-46
Marcus Andreas Born, Axel Pichler
- Klassiker Auslegen: Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, De Gruyter, Berlin/Boston 2014
Marcus Andreas Born
- „,Rath als Räthselʻ. Zum vierten Hauptstück: ,Sprüche und Zwischenspieleʻ“, in: M.A. Born (Hrsg.): Klassiker Auslegen: Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, De Gruyter, Berlin 2014, 91-109
Marcus Andreas Born
- „Perspektiven auf eine Philosophie der Zukunft in ,Jenseits von Gut und Böse‘“, in: M.A. Born (Hrsg.): Klassiker Auslegen: Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, De Gruyter, Berlin 2014, 1-16
Marcus Andreas Born