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Unterschiedliche Welten der Meritokratie? Schulische Leistungs-beurteilung und Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland, Schweden und England im Zeitalter der 'standards-based reform'

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2010 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 164723734
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat eine beeindruckende Bandbreite an Auffassungen zutage gefördert, was in der schulischen Leistungsbeurteilung in den drei untersuchten Bildungssystemen als „gerecht“ gilt. Alle meritokratischen Gesellschaftssysteme streben an (bzw. sind darauf angewiesen), dass die schulische Leistungsbeurteilung, auf der die Zuweisung von Lebenschancen in Meritokratien ganz wesentlich basieren soll, als „gerecht“ wahrgenommen wird. Was jedoch als gerecht gilt, unterscheidet sich ganz erheblich, je nachdem, wo man fragt und wen man fragt. Das Projekt hat gezeigt, dass sich derartige Unterschiede nicht nur zwischen verschiedenen Bildungssystemkontexten finden lassen, sondern auch zwischen verschiedenen Akteursgruppen innerhalb dieser Systeme. Allerdings lassen sich die beobachteten Unterschiede weder umstandslos auf den jeweiligen Bildungssystemkontext noch auf die jeweilige Akteursgruppe zurückführen. Die Kombination von internationalem und intranationalem Vergleich macht deutlich, dass die entsprechenden Gerechtigkeitskonzeptionen nicht drei komplett voneinander geschiedenen „Welten der Meritokratie“ zugeschrieben werden können, sondern sich bestimmte Muster und Konfigurationen kontext- bzw. akteursgruppenübergreifend finden lassen. Die Gerechtigkeitskonzeptionen der betrachteten Akteursgruppen bewegen sich dabei in einem durch die einschlägigen Regularien aufgespanntem „Möglichkeitsraum“, werden aber nicht vollständig durch diesen determiniert. Die „standards-based reform“ hat zum Teil massive Auswirkungen auf Systeme der Leistungsbeurteilung sowie damit zusammenhängende Phänomene und Aspekte gehabt. Diese Auswirkungen stellen sich jedoch in den drei untersuchten Kontexten ganz unterschiedlich dar; die beobachtbaren Gerechtigkeitskonzeptionen unterscheiden sich nach wie vor deutlich. Die Projektergebnisse sind zwar nicht unmittelbar praktisch bzw. politisch anwendbar, sie besitzen aber große Relevanz für Lehrkräfte bzw. Lehramtsstudierende. Die Reflexion von Gerechtigkeitsfragen im Hinblick auf eigene Leistungsbeurteilung betrifft einen Aspekt der Tätigkeit von Lehrkräften, der zentral für deren Tätigkeit wie auch letztlich für die Legitimität des politisch-gesellschaftlichen Systems als Ganzem ist. Der vergleichende Ansatz macht den eigenen Kontext in produktiver Weise fremd und regt zur Hinterfragung der eigenen Praxis an.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Juristen oder Testspezialisten? Zur Rolle von Experten bei der Herstellung von Notengerechtigkeit in Deutschland und Schweden. Zeitschrift für Pädagogik, 57(4), 484-496
    Waldow, F.
  • (2014). Conceptions of justice in the examination systems of England, Germany and Sweden: A look at safeguards of fair procedure and possibilities of appeal. Comparative Education Review, 58(2), 322-343
    Waldow, F.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1086/674781)
  • (2014). Von der Meritokratie zur Parentokratie? Elitenreproduktion und die Legitimierung der Zuweisung von Lebenschancen im englischen Bildungssystem. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(3), 43-58
    Waldow, F.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/s11618-014-0521-6)
  • (2015). Konzeptionen „gerechter Schulinspektion“ aus einer institutionen- und einstellungsanalytischen Perspektive. Ein Blick nach England. In V. Manitius, B. Hermstein, N. Berkemeyer, & W. Bos (Hrsg.), Zur Gerechtigkeit von Schule. Theorien, Konzepte, Analysen. Münster: Waxmann
    Oehme, F.
  • (2016). Bedömningens roll i fördelningen av livschanser i Tyskland och Sverige. In C. Lundahl & M. Folke-Fichtelius (Hrsg.), Bedömning i och av skolan - praktik, principer, politik (2. Aufl., S. 117-134). Lund: Studentlitteratur
    Waldow, F.
  • (2016). Meritocracy and parentocracy - mutually exclusive or complementary? In M. Elmgren, M. Folke-Fichtelius, S. Hallsén, H. Román, & W. Wermke (Hrsg.), Att at utbildningens komplexitet på allvar: En vänskrift till Eva Forsberg (S. 311-327). Uppsala: Uppsala Universitet
    Waldow, F.
  • (2017). Ständig geprüft oder kontinuierlich unterstützt? Schulische Leistungsbeurteilung in Schweden zwischen formativem Anspruch und summativer Notwendigkeit. Zeitschrift für Pädagogik, 63(3), 317-333
    Falkenberg, K., Vogt, B., & Waldow, F.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.3262/ZP1703317)
  • Constellations of actors and fairness in assessment in Germany, Sweden and England. In C. Alarcón & M. Lawn (Hrsg.), Assessment cultures : historical perspectives. Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2018. S. 335-362
    Waldow, F.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.3726/978-3-653-06867-2)
 
 

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