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Veränderung der Eigenschaften thermisch wachsender Chromoxiddeckschichten auf Hochtemperaturlegierungen durch den Einfluss von Wasserdampf/Wasserstoff

Fachliche Zuordnung Beschichtungs- und Oberflächentechnik
Materialien und Werkstoffe der Sinterprozesse und der generativen Fertigungsverfahren
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 164210718
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Vorhabens wurde der Einfluss von Wasserdampf auf die Bildung einer Chromoxiddeckschicht bei der Hochtemperaturoxidation von Ni-Cr- und Fe-Cr-Modellwerkstoffen untersucht und aus den Ergebnissen eine mechanismenbasierte Beschreibung abgeleitet. Die technische Relevanz dieser Thematik resultiert insbesondere aus der häufigen Verwendung wasserdampfhaltiger Atmosphären in Anlagen der Energiegewinnung und -umwandlung in Anwesenheit von Konstruktionswerkstoffen, die bei der Oxidation in sauerstoffhaltiger Atmosphäre durch die Bildung einer langsam wachsenden Chromoxidschutzschicht eine gute Oxidationsbeständigkeit aufweisen. Mit Hilfe speziell ausgewählter Versuchsatmosphären, die in kontinuierlicher Thermogravimetrie zur Erfassung der Oxidationskinetik zum Einsatz kamen, einer systematischen Variation der Probendicke und der Anwendung verschiedener hochauflösender analytischer Messmethoden zur Phasen- und Elementanalyse war es möglich, den Einfluss von Wasserdampf getrennt vom Sauerstoffpartialdruck zu untersuchen. Hierzu war es nötig, durch Betrachtung der Oxidschichtmorphologie den Einfluss der verschiedenen Gasphasenkomponenten auf die Größe, Orientierung und Gestalt der Oxidkörner zu erfassen und die Porenbildung zu charakterisieren. Aufgrund dieser Daten und gezielter XRD-Messungen war es möglich, Druckeigenspannungen, die in der Oxidschicht durch das erhöhte spezifische Volumen des sich bildenden Chromoxids entstehen, als wesentlichen Faktor für die Oxidationskinetik zu identifizieren. Bei dünnen Proben werden diese Eigenspannungen durch die Verformung des Grundwerkstoffs abgebaut. Dieser Zusammenhang diente der Entwicklung einer neuen Methode, bei der der Zusammenhang von Oxidationsgeschwindigkeit und Probendicke genutzt wird, um Rückschlüsse auf die im Oxid vorherrschende Defekttypen und deren Konzentrationen zu ziehen. Auf diese Weise konnten die in der Literatur postulierten Fehlordnungszustände im Chromoxid mit dieser Methode bestätigt werden. In Versuchen mit Wechseln zwischen unterschiedlichen Gasatmosphären und mittels Tracer-Experimenten mit SNMS-Profilanalysen wurde erfasst, welchen Einfluss die jeweilige Gasphase auf die Transportmechanismen (Anionendiffusion nach innen, Kationentransport über Leerstellen oder Zwischengitterkationen nach außen, Kurzschlussdiffusion über Korngrenzen, uvm.) ausübt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Schichtwachstum in den hier getesteten Gasatmosphären vorwiegend durch Kationentransport stattfindet, wobei im inneren Teil der Chromoxidschicht die Zwischengitterdiffusion vorherrscht, während im äußeren Bereich die Leerstellendiffusion dominiert. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Veränderung der Morphologie und der Porenanordnung und –häufigkeit direkt mit der Oxidschichtwachstumskinetik (und damit der vorherrschenden Fehlordnung) und dem Abplatzverhalten der oxydischen Deckschicht korrelieren. Ein weiteres, wesentliches Ziel der Untersuchungen war es, den Einfluss des Basismaterials (Ni oder Fe) auf das Oxidationsverhalten zu erfassen. Hierbei zeigte sich, dass die kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur der Ni-Cr-Legierung im Vergleich zur kubisch-raumzentrierten Struktur der Fe-Cr-Legierung verantwortlich für eine geringere Diffusivität von Chrom ist, was die Gefahr der Cr-Verarmung an der Grenzfläche Legierung/Oxid mit sich bringt. Entscheidender für den Einfluss von Wasserdampf auf die Oxidationskinetik scheint allerdings zu sein, dass im Fe-Cr-System bei hohen Temperaturen keine dichte Cr2O3-Schicht gebildet wird, was eine sehr schlechte Oxidationsbeständigkeit und eine lineares Zeitgesetz zur Folge hat.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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