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Die Bedeutung von Monarchen im Exil für die politischen Kulturen Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands (1688 - 1941)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162205950
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bis zur Abfassung der Arbeit war nur wenig über Monarchen im Exil bekannt. Die Forschung hatte sich in erster Linie mit einzelnen Dynastien auseinandergesetzt oder Herrscherpersönlichkeiten biografisch untersucht. Mein Forschungsvorhaben stellt den ersten Versuch dar, europäische Dynastien, die ihre Heimat verlassen mussten, in eine politische Gesellschaftsgeschichte zu integrieren. Als Ergebnis kann zunächst eine verlässliche Übersicht über Dynastien im Exil angeführt werden. Vorher war unbekannt, wie viele Monarchen und ihre Familien im Europa des 19. Jahrhunderts in einem fremden Land wohnten. Darüber hinaus konnten anhand zweier Fallstudien wichtige Beiträge zu Fragen des Rechts, des Eigentums sowie der politischen Justiz ausgearbeitet werden. Die historische Forschung hat sich mit Monarchen im Exil nur dann befasst, wenn ihnen aufgrund politischer Unterstützung die Möglichkeit auf Restauration der eigenen Herrschaft zugetraut wurde. Als sinnvolle Alternative hat sich eine gesellschaftsgeschichtliche Bearbeitung des Themas erwiesen. Dabei wurde die These formuliert, dass sich Prozesse wie die Verrechtlichung in ihrem transformatorischen Charakter beschreiben lassen, wenn sie auf die Gruppe der Dynastien im Exil angewandt werden. Anschauliches Beispiel für diesen Prozess wäre die Frage, ob und seit wann Monarchen im Exil vor Gericht gestellt werden konnten. Hier wurde eine Entwicklung nachgewiesen, die – so die weiterführende These – universalistische Rechtsbegriffe in Frage stellt und eine historische Kontextualisierung von Recht (bzw. alternativen Begrifflichkeiten) notwendig erscheinen lässt. Der erste Teil der Arbeit kann als eine Praxeologie des Exils beschrieben werden, der sich mit den Entwicklungen auseinandersetzt, die in der Geschichtswissenschaft als charakteristisch für das 19. Jahrhundert beschrieben worden sind: die Vergrößerung der Reichweite staatlicher Herrschaft, die Verrechtlichung und Bürokratisierung sowie die zunehmende Bedeutung des Eigentum-Begriffs. Im zweiten Teil der Arbeit konnten darüber hinaus die Ergebnisse der Politikgeschichte zu den Themen Opposition, politische Justiz sowie Medialisierung der Politik erweiterter und modifiziert werden. Hier erwies sich der abwesende Monarch in der Auseinandersetzung mit der loyalen Opposition in der Heimat als Korrektiv zu bestehenden Interpretationen zu Staatsmacht und Widerstand.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Seiner Majestät allergetreueste Opposition. Welfische Bewegung und politische Sprache in Kaiserreich und Weimarer Republik“, Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 82 (2010), S.412-438
    Torsten Riotte
  • Nach „Pomp und Politik“. Neue Ansätze in der Historiographie zum regierenden Hochadel im 19. Jahrhundert, Neue Politische Literatur 64 (2014), S. 209–228
    Torsten Riotte
  • Georg III. im Kontext einer deutsch-britischen Dynastiegeschichte, in: Frank-Lothar Kroll und Martin Munke (Hrsg.): „Hannover – Coburg - Gotha - Windsor. Probleme und Perspektiven einer vergleichenden deutsch-britischen Dynastiegeschichte vom 18. bis in das 20. Jahrhundert“, Berlin 2015, S.81-101
    Torsten Riotte
  • „Der niedersächsische Adel“, in: Stefan Brüdermann: Die Geschichte Niedersachsens. Band 4: Das 19. Jahrhundert. Wallstein Verlag, Göttingen, 2015, S.830-867
    Torsten Riotte
  • „La succession en exil. La mort de George V de Hanovre et l’accession au « trône » de son fils Ernest-Auguste en 1878“, in: Bruno Dumons (Hrsg.): „Rois et princes en exil. Une histoire transnationale du politique dans l’Europe du XIXe siècle“, Paris, Riveneuve éditions, 2015, S.127-149
    Torsten Riotte
  • Macht und Prachtentfaltung? Hof und Hofgesellschaft unter Wilhelm II., in: Friedl Brunckhorst/Karl Weber (Hrsg.): Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit, Regensburg 2016, S.67-87
    Torsten Riotte
  • „Geht unsere ganze Volksbewegung jetzt zu Grunde….?“ Die welfische Bewegung und der braunschweigische Herzogstitel vor und nach 1913, in: Ute Daniel und Christian K. Frey (Hrsg.): Die preußisch-welfische Hochzeit 1913: Das dynastische Europa in seinem letzten Friedensjahr. Braunschweig 2016, S.69-80
    Torsten Riotte
  • Der Monarch im Exil. Eine andere Geschichte von Staatswerdung und Legitimismus im 19. Jahrhundert (Habilitationsschrift, Wallstein Verlag). 427 S.
    Torsten Riotte
 
 

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