Sprachlich-philologische Bearbeitung und digitale Publikation der mythologischen Texte in hethitischer Sprache (CTH 320-370)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Corpus der hethitischen mythologischen Texte (CTH-Nummern 321-370) wurde in diesem Projekt grundlegend neu bearbeitet. Aufbauend auf den Autographien und Fotos wurden die Texte neu transliteriert und übersetzt, mit vorliegenden Bearbeitungen abgeglichen, problematische Stellen neu untersucht und Textfragmente neu zugeordnet. Sprachlich-philologische Annotationen zu sämtlichen Texten ergänzen die Neubearbeitung. Ziel des Projekts war es, die hethitischen mythologischen Texte nach neuestem Kenntnisstand zu bearbeiten sowie sie einem breiten Publikum von hethitologisch orientierten wie fachfremden Wissenschaftlern und Interessierten zugänglich zu machen. Zudem sollten einige sprachliche Phänomene des Hethitischen eingehender untersucht werden: Aspekte des sogenannten „epischmythische, Stil" sowie Interferenzerscheinungen aufgrund von Sprachkontakt. Sämtliche Projektziele wurden in vollem Umfang erreicht. Im Zuge der Neubearbeitung der hethitischen mythologischen Texte konnten mehrere Textfragmente neu zugeordnet werden, wodurch einige (auch nichtmythologische) Texte an Textumfang gewannen und das Verständnis ihres Inhalts verbessert werden konnte. Die sprachlichen Untersuchungen der hethitischen mythologischen Texte führten zu neuen Erkenntnissen zur Verberststellung und zur Venwendung von fachsprachlichen Jargons im Hethitischen. Auch der „Sitz im Leben" der mythologischen Texte konnte eingegrenzt werden. Die wichtigsten Neuerkenntnisse waren: • Verberststellung in genuin hethitischen Texten ist selten und kommt am häufigsten in Niederschriften gesprochenen Sprache vor. Sie tritt in Kontexten von selektivem sowie kontrastivem Fokus auf • Verberststellung in Übersetzungstexten resultiert meist aus der Vorlage der Ursprungssprache, breitete sich jedoch als fachsprachliches Phänomen in Götteranrufungen aus, unabhängig von einem etwaigen Übersetzungskontext. • Über den Projektantrag hinaus wurde die Verberststellung in genuin hethitischen Texten in allgemeinsprachwissenschaftlichem Rahmen typologisch untersucht und ins Verhältnis zu Strukturen anderer SOV- Sprachen gestellt. Dabei stellte sich heraus, dass die Phänomene des Hethitischen sich im für SOV-Sprachen üblichen Rahmen bewegen. • Die Untersuchungen zu den Überlieferungswegen mesopotamischer Mythen ergaben, dass einheimische und importierte Texte von den Hethitern als zwei eigenständige Genres empfunden wurden. Dabei wurden erstere in rituellen Kontext eingebunden, letztere hingegen lediglich als Schultexte gebraucht Die importierten mythologischen Texte waren für die Hethiter also nicht von religiösem Interesse.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- "Zwei neue Zusatzstücke zur Apologie des Hattusili (CTH 81)", NABU 2006 n°2, S. 50
Lorenz, J.