KFO 241: Genotyp-Phänotypbeziehungen und Neurobiologie des longitudinalen Psychoseverlaufs
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die psychiatrisch-genetische Forschung stellt seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Fokus der biologischen Psychiatrie der Nachkriegszeit in Deutschland dar. Deutsche Gruppen sind in den letzten Jahrzehnten wesentlich am Aufbau großer Studienkollektive und wegweisender Analysen beteiligt gewesen und haben innerhalb des Psychiatric Genomics Consortium (PGC) Führungsrollen. Innerhalb des letzten Jahrzehnts sind in Deutschland, aber auch international, Rufe nach einer verstärkten Einbettung psychiatrisch-genetischer Forschung in den größeren Kontext psychiatrischer Forschung laut geworden. Die Umsetzung eines solchen Konzeptes war der Grundgedanke bei der Einreichung des Antrages auf Einrichtung einer Klinischen Forschergruppe, wobei der Verlaufsaspekt den Dreh- und Angelpunkt des Antrages darstellte. Die Klinische Forschergruppe wurde zum 1.1.2012 an der Universitätsmedizin Göttingen eingesetzt und lief dort bis zum 31.12.2014. Die ursprüngliche Mission der KFO, der Aufbau einer longitudinalen Kohorte von Patienten mit schweren psychischen Störungen aus dem Psychose-Spektrum als Infrastrukturmaßnahme für umfassende biologische Verlaufsforschung in der Psychiatrie, wurde durch die Standortverteilung eher gestärkt als geschwächt, da nun die Rekrutierung auch verstärkt in den süddeutschen Raum ausgedehnt werden konnte. Das PsyCourse-Projekt hat im Zeitraum 2011-2019 (2011: Aufbau der medizininformatischen Infrastruktur sowie der Biobank-Plattform aus Haushaltsmitteln; 2018 und 2019 Fortsetzung der Rekrutierung, Qualitätssicherungsmaßnahmen im Rahmen kostenneutraler Verlängerungen) eine der weltweit größten Ressourcen zur biologisch-psychiatrischen Forschung aufgebaut. Der letzte Proband wurde am 31.12.2019 eingeschlossen. Über die beiden Förderphasen (KFO und PsyCourse) hinweg wurden viele der oben dargestellten Bereiche inhaltlich und personell umgesetzt. Dieses multizentrische Projekt hat ein in Deutschland bisher einmaliges multizentrisches Rekrutierungsnetzwerk sowie die erste longitudinale Biobank für psychiatrische Erkrankungen geschaffen. Diese Ressource sowie deren Infrastruktur ist ausführlich in den u.g. Publikationen beschrieben. Die klinische Psychose-Kohorte stellte die zentrale KFO/PsyCourse-Ressource dar. Da mit dem Aufbau einer solchen Kohorte absolutes Neuland betreten wurde, wurde zunächst mit Unterstützung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Landes Niedersachsen in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Informatik der UMG eine umfassende Phänotyp- und Biobankinfrastruktur sowie ein multizentrisches Rekrutierungsnetzwerk aufgebaut. Zum 1.1.2012 konnte dann mit dem Einschluss der ersten Probanden begonnen werden. Während in der ersten Förderperiode die Einzelprojekte v.a. ihre eigenen Projekte, d.h. ohne direkte Verwendung der Kohorte, durchführten, war dies in der zweiten Förderperiode ein bestimmendes Element, was sich auch an der im Verlauf zunehmenden projektübergreifen Publikationstätigkeit (http://www.psycourse.de/publications-de.php) ablesen lässt. Diese projektübergreifende wissenschaftliche Aktivität wurde im Anfangsstadium im Wesentlichen durch regelmäßige Treffen der beteiligten Wissenschaftler begünstigt. Seit fast drei Jahren verfolgt das KFO/PsyCourse-Projekt einen internetbasierten Open Science-Ansatz zum wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch bzw. zur Initiierung von Kooperationen sowohl zwischen den einzelnen Gruppen als auch mit Forschungsgruppen weltweit (http://www.psycourse.de/openscience-de.html).