Die (In-)Stabilität von Paarbeziehungen im mittleren und höheren Erwachsenenalter
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Obwohl die Menschen immer älter werden, weiß man nur wenig über die Ursachen von Trennung und Scheidung in späteren Lebensabschnitten. Der Grund für die Vernachlässigung von älteren Menschen und Partnerschaften in der bisherigen Trennungsforschung war ein Fallzahlproblem, da selbst in den großen sozialwissenschaftlichen Umfragedatensätzen späte Trennungen zu selten enthalten sind, um zuverlässige Aussagen über die Determinanten der Beziehungsstabilität im mittleren und höheren Erwachsenenalter treffen zu können. Zentraler Baustein des Projekts war deshalb, zur Überwindung des Fallzahlproblems, eine Kumulation bereits vorliegender Umfragedaten mit den notwendigen Informationen, um mit einer hinreichenden Fallzahl das Trennungsverhalten von Paaren in späteren Lebens- und Partnerschaftsphasen untersuchen zu können. In die Datenkumulation einbezogen wurden der ALLBUS, der Generations and Gender Survey für Deutschland, die Lebensverlaufsstudie, die Mannheimer Scheidungsstudie und das SOEP. Durch die Harmonisierung und Kumulation dieser fünf Surveys wurde ein Datensatz gewonnen, der insgesamt, d. h. für jüngere und spätere Altersbereiche zusammen, rund 42.000 Ehen und rund 6.600 Trennungsereignisse enthält. Damit stehen erstmals auch für das mittlere und höhere Erwachsenenalter und für spätere Ehephasen ausreichende Fallzahlen zur Verfügung, um die Ursachen der Ehestabilität repräsentativ untersuchen zu können. Auf dieser Grundlage gibt das Projekt erstmals darüber Auskunft, wie sich eine längere Ehedauer, ein hohes Lebensalter und ein spätes Heiratsalter auf das Trennungsrisiko auswirken. Des Weiteren konnte erstmals untersucht werden, ob sich der Einfluss von bekannten Determinanten der Ehestabilität, z. B. des Bildungsniveaus, in späteren Lebens- und Partnerschaftsphasen ändert. Schließlich wurde der Einfluss von speziellen Ereignissen in der zweiten Lebenshälfte, wie der Eintritt in die „empty nest“-Phase, analysiert. Die Ergebnisse fanden auch in den Publikumsmedien einige Beachtung, insbesondere durch einen Bericht der Deutschen Presse- Agentur über den Einfluss des Auszugs der Kinder auf die Beziehungsstabilität, sowie in weiteren Interviews und Berichten in verschiedenen Magazinen (z. B. BUNTE, Vital, Stadt Gottes). Mögliche Anwendungsperspektiven des Projekts ergeben sich v. a. aus der erfolgreichen Harmonisierung und Kumulation der Originaldaten aus verschiedenen Surveys. Diese im Projekt erprobte Vorgehensweise eignet sich auch für Untersuchungen zu anderen seltenen Ereignissen (als Trennungen) oder Populationen und darüber hinaus auch als Verfahren zur Forschungssynthese.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2010: Der Einfluss des Auszugs von Kindern aus dem Elternhaus auf die Beziehungsstabilität der Eltern. Zeitschrift für Soziologie 39: S. 140-150
Klein, Thomas, und Ingmar Rapp
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2010: Empty nest und die Stabilität der Elternbeziehung. Gibt es einen empty nest-Effekt auf das Trennungsrisiko? S. 235-248 in: Ette, Andreas,Kerstin Ruckdeschel und Rainer Unger (Hg.), Potentiale intergenerationaler Beziehungen. Chancen und Herausforderungen für die Gestaltung des demografischen Wandels. Würzburg: Ergon
Rapp, Ingmar, und Thomas Klein
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2012: In Gesundheit und Krankheit? Der Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand und der Ehestabilität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64: S. 783-803
Rapp, Ingmar
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2013: Ehestabilität in der zweiten Lebenshälfte. Eine Analyse von kumulierten sozialwissenschaftlichen Umfragedaten. Wiesbaden: VS
Rapp, Ingmar
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2013: Metaanalyse mit Originaldaten. Ein Vorschlag zur Forschungssynthese in der Soziologie. Zeitschrift für Soziologie 42: S. 222-237
Klein, Thomas, Johannes Kopp und Ingmar Rapp