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Zwischen 'Stagnation' und 'Aufstieg': Asien in westlichen und asiatischen Zukunftsentwürfen des 20. Jahrhunderts
Antragsteller
Professor Dr. Jürgen Osterhammel
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 158537013
„Orientalismus“ und „Okzidentalismus“ sind keine diametral entgegengesetzten Blickrichtungen. Unter Bedingungen der sich globalisierenden Moderne sind weder der westliche Blick auf Asien noch der asiatische auf den Westen je für sich autonom und primordial. Westliche Wahrnehmungen asiatischer Gesellschaften sind oft bereits durch die Selbstinterpretationen dieser Gesellschaften unterschwellig beeinflusst. In noch höherem Maße sind asiatische Selbstdeutungen von dem geprägt, was westliche Medien und westliche Wissenschaft an Denkformen und Inhalten vorgeben, was zum Beispiel als Missverständnis von oder Erwartung an asiatische Gesellschaften wahr-genommen wird. Während „der Westen“ - eine semantisch sehr instabile Kategorie – sich seit Jahrhunderten maßgeblich in der Distanzbestimmung zu Asien definiert hat, handelt es sich bei asiatischen Auseinandersetzungen mit dem Westen in der Regel um Selbstbehauptungsdiskurse, die auf Impulse von außen reagieren. Das ideenhistorische Projekt wird von einem Europahistoriker beantragt und ist weniger eindeutig asienzentriert angelegt als die übrigen Vorhaben. Es versucht, diese komplizierte Gemengelage wechselseitiger Wahrnehmung durch die Untersuchung eines einzelnen Motivs zu ent-wirren. Dieses Motiv ist das prognostische Reden über die Zukunft Asiens, hier konkretisiert an den Beispielen Indiens und – in einem zukünftigen Schritt – Indonesiens. Spekulationen über „the emergence of Asia“ wurden für Indonesien zuletzt in den 1990er Jahren, also vor der großen Finanzkrise von 1997, angestellt; im Falle Indiens beherrschen Aufstiegsprophetien die internationale Publizistik des frühen 21. Jahrhunderts. Den wissenschaftlichen Rahmen bietet neuerdings die soziologische These von der Multiplizität der Moderne. Es ist für das Verständnis der heutigen Debatten wichtig zu sehen, dass sie eine lange Vorgeschichte haben. Immer wieder im 20. Jahrhundert wurden unterschiedlich bewertete Voraussagen eines kommenden Aufstiegs asiatischer Länder und Gesellschaften auf der Stufenleiter der internationalen Hierarchie im Westen formuliert und in Asien aufgenommen. Das Projekt soll diesen Vorgang an unterschiedlichen Zeitausschnitten untersuchen. Es soll zugleich die Relativität und Relationalität der Kategorien „Asien“ und „Westen“, d.h. die komplexe Schichtung gegenseitiger Wahrnehmung und Interpretation, an Beispielen deutlich machen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen