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Unterschiede in der Wahrnehmungs-Handlungskopplung zwischen sportlichen Experten und Novizen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 15437669
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen einer empirischen Untersuchung wurden durch einen Experten-Novizen-Vergleich in der Sportart Handball die Anteile der perzeptiven bzw. motorischen Komponenten und deren Interaktion in der Wahrnehmungs-Handlungskopplung ermittelt, indem Sportler sowohl auf sportartspezifische (in Form von Videosequenzen) als auch sportartunspeziftsche (in Form von Pfeilen) visuelle Stimuli zu reagieren hatten. In der Hauptuntersuchung wurde die natürliche Spielsituation durch Veränderung der Antwort- und Präsentationsart sowohl motorisch als auch perzeptiv ge- bzw. entkoppelt. In weiteren Experimenten wurden die Lateralität der visuellen Stimuli sowie verschiedene Spielsituationen untersucht, die möglicherweise das perception-action coupling in ökologisch validen (natürlichen) Situationen moderieren. Als natürliche Spielsituation wurde die Situation eines Handballtorhüters beim Wurf eines Gegenspielers auf sein Tor gewählt. Diese Situation wurde im Labor nachgestellt. Die insgesamt N = 69 männlichen Vpn, die in drei unterschiedliche Leistungsniveaus eingestuft werden konnten, sahen auf einer Großleinwand Videosequenzen, die einen Handballer bei Ausführung eines Wurfes zeigten. Die Perspektive entsprach der üblichen Perspektive während eines Handballspiels. Die Vpn hatten die Aufgabe, mit einer typischen Abwehrbewegung (Ausfallschritt nach links oder rechts) auf die Wurfausführung zu reagieren oder eine Reaktion per Tastendruck herbeizuführen. Alle Vpn hatten beide Aufgaben zu bewältigen. Die typische Abwehrbewegung absolvierten die Vpn auf einem speziellen Untergrund, mit dem es möglich war, sämtliche Bewegungen aufzuzeichnen. Gemessen wurden neben der Reaktionszeit die Bewegungszeit, die Anzahl richtiger und falscher Entscheidungen (Entscheidungsqualität) und die subjektive Bewertung der Entscheidungsqualität (Entscheidungssicherheit). Die Ergebnisse betonen die Bedeutung von wahrnehmungs-handlungsgekoppelten Untersuchungsbedingungen im Bereich der Expertiseforschung. Expertentorhüter zeigen in einer für sie sportspezifischen Situation, die eine sportspezifische Bewegungsantwort erfordert, bessere Leistungen hinsichtlich ihrer Entscheidungsqualität und Entscheidungssicherheit als die Novizen. Sowohl der perzeptive als auch der motorische Aspekt tragen folglich zur Expertise bei. Wird einer der beiden Faktoren vernachlässigt, z.B. durch die Entkopplung des sportspezifischen Stimulus (durch Drehung des Stimulus um 180° Grad) oder durch die Entkopplung der sportspezifischen Bewegungsantwort (Reaktion per Tastendruck), wird die sportliche Expertise minimiert. Da keine kürzeren Reaktionszeiten bei den Experten auttraten, bleibt zu diskutieren, inwieweit eine schnellere Reaktion in videobasierten Experimenten als Ausdruck der Expertise angeführt werden kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006). Wahrnehmung und Handlung im sportwissenschaftlichen Kontext. Vortrag beim 16. Nachwuchs-Workshop der dvs-Kommission „Wissenschaftlicher Nachwuchs" für naturwissenschaftliche Teildisziplinen vom 27.-29.10.2006 in Heidelberg
    Lotz, S.
  • (2006). Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung beim Handball-Torhüter. In M. Raab, A. Arnold, K. Gärtner, J. Koppen, C. Lempertz, N. Tielemann & H. Zastrow (Hrsg.), Zukunft der Sportspiele: fördern, fordern, forschen (S. 165-168). Flensburg: University Press
    Lotz, S., Hagemann, N. & Busch, D.
  • (2006). Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung beim Handball-Torhüter. In M. Raab, C. Zitzmann & A. Warnke (Hrsg.), Zukunft der Sportspiele: fördern, fordern, forschen (S. 64). Flensburg: University Press
    Lotz, S., Hagemann, N. & Busch, D.
  • (2007). I see something you don't see - Action-perception coupling in team sports. Vortrag am Finmark University College Alta, Norwegen, 28.03.2007
    Lotz, S.
  • (2007). Unterschiede in der Wahrnehmungs-Handlungskopplung zwischen sportlichen Experten und Novizen. In F. Ehrlenspiel, J. Beckmann, S. Maier, C. Heiss & D. Waldenmayer (Hrsg.), Diagnostik und Intervention - Bridging the gap (S. 100). Hamburg: Czwalina
    Lotz, S., Hagemann, N. & Büsch, D.
  • (2007). Wahrnehmungs-Handlungskopplung im Sportspiel. Vortrag beim Nachwuchsworkshop im Vorfeld der 39. Jahrestagung der asp vom 17.-19.05.2007 in München
    Lotz, S.
 
 

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