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Das Taktieren mit den Toten.

Antragsteller Dr. Julian Blunk
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2009 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 152028649
 
Die Arbeit erforscht die jeweiligen Bedingungen des Funktionierens und Scheiterns der französischen Königsnekropole von Saint-Denis in der Frühen Neuzeit, in der das im Mittelalter zur perfekten Symbiose ausgestaltete soziopolitische Verhältnis zwischen Benediktinerabtei und Königshaus zwei maßgeblichen Zäsuren unterlag: Zunächst ist um 1500 eine unvermittelte Abkehr von der bis dato etablierten Herrschaftsikonografie, eine Monumentalisierung der königlichen Memoria sowie eine deutliche Hinwendung zu italienischen Vorbildern zu erkennen. Erklären lässt sich der Import der Renaissancestils aus der Logik der über Jahrzehnte und Generationen hinweg ausgefochtenen Angriffskriege der französischen Krone, die insbesondere die Einverleibung des Herzogtums Mailand anvisierte und einen von beiden Parteien parallel zum tatsächlichen Kriegsgeschehen ausgefochtenen regelrechten Denkmalkrieg mit sich bringen müsste. Die zweite Zäsur bestand in der vermeintlich abrupten Aufgabe des politischen Repräsentationsraums Saint-Denis unter dem neuen Königsgeschlecht der Bourbonen (ab 1589). Sie korrespondierte zwar mit dem Beginn der Barockepoche und dem Thronwechsel, hatte aber zunächst keineswegs einen sinnfälligen Bruch mit der Vergangenheit oder den Valois im Sinn, sondern war Folge komplizierter religionspolitischer Prozesse: Mit Kunstfertigkeit und Kalkül gelang es dem noch jungen und in Frankreich höchst umstrittenen Jesuitenorden, der alteingesessenen Benediktinerabtei von Saint-Denis die prestige- und strukturfördernde Verantwortung für die königliche Memoria zu entreißen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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