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Eine motivationale Analyse des Informationsaustauschs in Gruppen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 149096294
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gruppen haben insbesondere dann das Potential bessere Entscheidungen zu treffen als Individuen, wenn die Mitglieder unterschiedliche Informationen haben, die jeweils eine andere Alternative als beste Entscheidung nahelegt, als die der Gruppe insgesamt zur Verfügung stehenden Informationen. Diese Situation, die beispielsweise in Expertengruppen im Alltag auftritt, wird prototypisch in sogenannten Hidden Profile Aufgaben umgesetzt. Bei diesen Aufgaben bleiben Gruppen zumeist hinter ihrem Potential zurück, unter anderem weil die Mitglieder einen sogenannten Evaluation Bias (oder Confirmation Bias) aufweisen: Sie bewerten Informationen, die ihre aufgrund der initialen Informationen gebildete Meinung unterstützt, als relevanter verglichen mit Informationen, die gegen diese Meinung sprechen. Sie ändern ihre Meinung also nicht, weil sie nicht offen für widersprechende Informationen und andere Perspektiven sind. Dieses Projekt hatte zum Ziel, die Voraussetzungen des Evaluation Bias zu erforschen und somit Möglichkeiten zur Steigerung der Gruppenleistung zu identifizieren. In der ersten Förderphase wurde der Einfluss des Regulatorischen Fokus und von individuellen vs. Gruppenzielen untersucht. Der Evaluation Bias tritt vor allem auf, wenn Individuen einen Prevention Fokus aufweisen (d.h. sie Verpflichtungen nachkommen und ihr Bedürfnis nach Sicherheit regulieren wollen) und sie gleichzeitig individuelle Ziele verfolgen (z.B. persönlich die richtige Lösung herausfinden wollen). Bei Gruppenzielen (z.B. gemeinsam die beste Lösung finden) oder einem Promotion Fokus (d.h. dem Verfolgen von Idealen und der Regulation des Bedürfnisses nach Erfolg) fällt der Evaluation Bias deutlich geringer aus. Im aktuellen Berichtszeitraum wurden Determinanten des Evaluation Bias und der Leistung in Hidden Profile Aufgaben untersucht. Entgegen unserer Erwartungen und früheren Befunden führte weder die Implementierung einer leistungsförderlichen Strategie (hier das kontrafaktische Denken) noch die Implementierung der Strategie mit einer sozialen Ausrichtung zu besseren Leistungen und weniger Evaluation Bias. Das kontrafaktische Denken steigerte sogar den Evaluation Bias, wenn es mit einer sozialen Ausrichtung (d.h. dem Nachdenken über kontrafaktische Gedanken anderer) implementiert wurde. Positive Effekte auf die Leistung in Hidden Profile Aufgaben hatte hingegen eine Intervention, in der die Teilnehmenden allein oder zu zweit mit mehreren validen Perspektiven auf einen Gegenstand konfrontiert wurden (hier: die unterschiedlichen Bedeutungen eines Homonyms). Diese Intervention war aber nur wirksam, wenn sie der Implementierungssituation entsprechend gestaltet wurde (d.h. der individuellen bzw. der dyadischen Implementierung). Über beide Förderphasen hinweg ist festzuhalten, dass Strategien abhängig vom sozialen Kontext (individuelle vs. Gruppenziele, individuelle vs. dyadische Implementierung etc.) unterschiedliche Wirkungen haben. Nur in der Kombination einer Strategie mit einer passenden sozialen Implementierungssituation wird die Leistung bei Hidden Profile Aufhaben gesteigert, weil nur dann eine wirksame kognitive Operation ausgelöst wird (z.B. die Offenheit für andere Perspektiven).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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