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"Das Paradies ist anderswo". Deutsche Zukunftsvorstellungen in der "Dritten Welt" am Beispiel der sandinistischen Revolution in Nicaragua (1979-1990)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 115548145
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die von der DFG geförderte Studie lenkte den Blick auf die internationale Solidarität. In einer Fallstudie zur Solidaritätsbewegung mit dem sandinistischen Nicaragua untersuchte sie das solidarische Handeln von ost- und westdeutschen Basisgruppen in der letzten Dekade des Kalten Krieges. Anders als anfangs geplant, wurde auf eine Recherche in Nicaragua zugunsten eines deutsch-deutschen Vergleichs verzichtet. Gründe dafür lagen einerseits in der Quellenbasis, die umfangreicher war als angenommen, und andererseits in der verkürzten Förderdauer des Projekts. Ziel des Vorhabens war es, in einer vergleichenden Betrachtung Merkmale der unabhängigen Nicaragua-Solidaritätsgruppen und die Motivlage ihrer Akteure dies- und jenseits des „Eisernen Vorhangs" herauszuarbeiten, um im Anschluss die Frage zu beantworten, inwieweit von einer gemeinsamen Solidaritätserfahrung gesprochen werden kann, die in ein gesamteuropäisches Narrativ einfließen konnte. Die Studie konnte zeigen, dass die Motive, aus denen heraus eigeninitiierte Solidarität in beiden deutschen Staaten geübt wurde, systembedingt unterschiedlich waren. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die mentalen Auswirkungen des Ost-West-Konflikts sich auch in der deutsch-deutschen Solidaritätsbewegung mit Nicaragua zeigten. Sie fanden ihren Ausdruck in einem gegenseitigen Unverständnis und - vor allem auf westdeutscher Seite - auch Desinteresse. Die „Mauer in den Köpfen" trug so dazu bei, dass sich eine systemübergreifende, gesamtdeutsche Solidaritätsbewegung nicht gebildet hat. Dennoch sieht die Untersuchung in der individuellen und kollektiven Erinnerung der Akteure an ihr Nicaragua-Engagement Anknüpfungspunkte für ein gemeinsames europäisches (Solidaritäts-)Narrativ. Bei der Studie handelte es sich um ein Pilotprojekt, da für andere Länder vergleichbare Untersuchungen nicht vorlagen. Insofern leistete die Arbeit einen zeitgeschichtlichen Beitrag, um diese Forschungslücke zu minimieren.

 
 

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