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Beschreibung des Olusese unter besonderer Berücksichtigung der 'Grammatik der Sinne'

Antragstellerin Professorin Dr. Anne Storch
Fachliche Zuordnung Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 106864181
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt Beschreibung des Olusese unter besonderer Berücksichtigung der „Grammatik der Sinne" hat eine erste Beschreibung des Lussese, einer ausschließlich auf dem Ssese-Archipel im Viktoria-See (Uganda) gesprochenen Sprache erbracht. Die Sprecher des Lussese sind alle über 70 Jahre alt und leben oft isoliert auf den verschiedenen Inseln des Archipels. Diese Situation markiert den vorläufigen Endpunkt einer Sozialgeschichte, die von Brüchen und katastrophalen Ereignissen gekennzeichnet ist. Dazu zählt die Kolonisierung und Ausbeutung des Archipels durch das Königreich Buganda, dessen Götter zwar der Mythologie zufolge von den Inseln kamen, dessen militärische und wirtschaftliche Organisation im 19. Jahrhundert aber die Versklavung bzw. Einziehung zur Zwangsarbeit der männlichen Bevölkerung der Ssese-Inseln verlangte. Dazu kommt die ökologische Ausbeutung des Archipels spätestens seit dieser Zeit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ereignet sich eine die Bevölkerung erheblich dezimierende Katastrophe durch das Auftreten einer Schlafkrankheits-Epidemie (dokumentiert durch Robert Koch, dessen Menschenversuche in diesem Kontext medizingeschichtliche Aufmerksamkeit fanden). Ende des 20. Jahrhunderts erleben die Bewohner der Ssese-Inseln einen weiteren einschneidenden Wandel durch die Dezimierung der Fischbestände im Viktoria-See und die globalisierte Organisation der Fischerei („Darwins Alptraum"). Das Projekt hatte das Ziel, zum Einen die Sprache Lussese selbst zu dokumentieren, sowie zum Anderen zu erforschen, welchen Wandel der Wahrnehmung und epistemologischer Systeme es im Lussese gegeben hat und gibt. Dabei konnte gezeigt werden, dass Perzeptionsverben reiche Polysemien aufweisen, die komplexe semantische Netzwerke ermöglichen. Diese Verben werden jedoch in unterschiedlichen Registern des Lussese gebraucht, wo sie unterschiedliche Bedeutungserweiterungen erfahren. Insbesondere in Geistersprachen ließ sich beobachten, dass die Reflexion von Wandel und Katastrophe in dieser Form indirekter Kommunikation bzw. in einem sozial und kulturell gezielt zweideutig, vage bleibenden Register ausgedrückt wird, das von Übersetzern und kontextuellen Erfahrungen abhängig ist. Das Projekt hat sich durch diese Einsicht auch sehr mit methodologischen Fragestellungen befasst und experimentelle Methoden entwickelt. Dazu kam die Wahrnehmung größerer Verantwortung für die Darstellung der Forschungsarbeit unter den Sprecherinnen und im Gastland Uganda. Eine Fotoausstellung und ein Film zur Thematik des Projekts, die in Kampala gezeigt wurden, erreichten ein großes Publikum und genossen mediales Interesse.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2012. The perception verbs in Lussese (Bantu J10): a matter of experience. In: Svantesson, Jan-Olof, N. Burenhult, A. Holmer, A. Karlsson & H. Lundström (eds): Language Documentation and Description, Volume 10, Publication by the Hans Rausing Endangered Languages Program at SOAS, University of London
    Thanassoula, M.
 
 

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