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Medizinische und radiopharmazeutische Chemie mit Phenylazocarbon-säureestern

Fachliche Zuordnung Biologische und Biomimetische Chemie
Förderung Förderung von 2009 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 104754872
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Forschungsprojekts konnten zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten für Phenylazocarbonsäure-tert-butylester (Aryl-N=N-CO2tBu) gefunden werden. Phenylazoester wurden als zentrale Verbindungen dieses Projekts betrachtet, da sie als bifunktionelle Synthesebausteine eingesetzt werden können. Dabei ermöglicht die elektronenziehende Wirkung der Azocarbonsäureester-Einheit (-N=N-CO2tBu) eine nukleophile Substitution am Phenylrest (hier abgekürzt als Aryl) unter milden Bedingungen. Radiochemische Anwendungen der Phenylazoester werden dadurch attraktiv, dass die Substitution am Phenylrest auch mit 18-Fluorid gelingt, wobei innerhalb von 30 Sekunden Ausbeuten von 85% realisierbar sind. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts sollte nun gezielt untersucht werden, welche Transformationen ausgehend von der Azocarbonsäureester-Einheit (-N=N-CO2tBu) durchführbar sind, womit Phenylazoester als vielseitige bifunktionelle Bausteine etabliert werden könnten. In einem Teilprojekt zu Cycloadditionsreaktionen konnte gezeigt werden, dass Azoester zur Synthese von Triazolen geeignet sind. Indole können aus Phenylazoestern über eine dreistufige Sequenz erhalten werden, die sich aufgrund der kurzen Gesamtreaktionszeit von nur 11 Minuten gut für eine Anwendung in der Radiochemie eignet. Wichtige Erkenntnisse, die ebenfalls zahlreiche Anwendungen in der 18F-Radiochemie ermöglichen, sind die Anwendbarkeit von Phenylazoestern in Palladium-katalysierten Kupplungen an Styrole und Acrylsäurederivate, sogenannte Heck-Reaktionen. Basierend auf einer neuartigen, Zink-vermittelten Benzylierung der N=N-Einheit der Azoester konnten Subtyp-selektive Dopamin-D4-Rezeptorliganden gefunden werden, die zudem eine außerordentlich hohe funktionelle Selektivität bezüglich des G-Protein-Signalwegs aufweisen. In einem Teilprojekt zur Funktionalisierung von Oberflächen, speziell von oxo-Graphen, zeigte sich, dass Phenylazoester unter vergleichsweise milden Reaktionsbedingungen eine bisher unbekannte, defektselektive Funktionalisierung derartiger Oberflächen ermöglichen können. In weiteren Teilprojekten konnte die Radiosynthese der 18-fluorierten Phenylazoester optimiert und auf zahlreiche Liganden angewendet werden, wobei Dopamin- und Opioidrezeptorliganden im Fokus der Untersuchungen standen. Eine zentrale Erkenntnis dabei war, dass Phenylazocarboxamide (Aryl-N=N-CO-NHR) als bioisosterer Ersatz für Zimtsäureamide (Aryl-CH=CH-CO-NHR) geeignet sein können, woraus sich vielfältige Anwendungen in der medizinischen Chemie und der Radiochemie ergeben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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