Die Bedeutung sozialer Einflussfaktoren für Zustandekommen, Verlauf und Wirkung sozialpädagogischer und psychosozialer Beratungsprozesse
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Extratherapeutische Einflüsse aus persönlichen sozialen Netzwerken werden von der alltäglichen Bewältigungsunterstützung, über den Zugang zu Beratung, den Beratungsverlauf bis hin zum Beratungsende und Beratungsfolgen wirksam. Das bestätigen die erhobenen Klient/innenerfahrungen aus den Bereichen Sozialpädagogische/Psychosoziale Beratung, Studierendenberatung und Erziehungsberatung ebenso wie die generellen und fallspezifischen Einschätzungen der professionellen Berater/innen. Die ermittelten Einflüsse werden primär als supportiv-förderlich erlebt und konzentrieren sich in engeren persönlichen Beziehungen, im außerfamilialen (Freund/innen) und innerfamilialen (Partner/innen, Eltern) Netzwerksektor. Beratungsmotivierende und -begleitende sowie abschlussflankierende Einflüsse von Freunden und Freundinnen erweisen sich (vor Partnerschaften und elterlichen Einflüssen) als zentral – in Ausmaß, Bedeutung, Wichtigkeit und Zufriedenheit. Zudem werden diese Einflüsse als weniger ambivalent (d.h. teilweise auch als belastend) erlebt. Professionelle Berater/innen registrieren extratherapeutische Einflüsse vor allem in der Zugangs- und Frühphase von Beratungsprozessen (weniger in Verlauf und Abschluss). Sie zeigen fallspezifische Kenntnisse zu sozialen Netzwerkeinflüssen fokussiert und begrenzt auf den engsten Bereich von Partnerschaft und Familie. Relevante Einflüsse weiterer Netzwerkbeziehungen werden deutlich weniger sensibel konstatiert als in den differenzierten Einflussbeschreibungen der betroffenen Klient/innen. Ermittelte Geschlechterspezifika, Zuständigkeitshierarchien von Unterstützungsquellen, erfahrenen Unterstützungsformen und Einflussarten bestätigen für die Interrelationen von informeller Hilfe und professioneller Beratung den generellen Wissensstand der sozialen Netzwerk-, sozialen Unterstützungs- und alltäglichen Helfer/innenforschung. Neu ist die Erkenntnis, dass professionelle Beratung nicht primär im Falle fehlender oder nicht ausreichender sozialer Unterstützungsbeziehungen in Anspruch genommen wird und nicht an deren Stelle tritt, sondern dass extratherapeutische Einflüsse von der Problemwahrnehmung bis zum Beratungsende im Erleben der Klient/innen und der Wahrnehmung der Berater/innen eng miteinander verwoben bleiben. Die Ergebnisse der Studie weisen auf vielfältige Möglichkeiten der Optimierung einer netzwerk- und supportbezogenen Aus- und Weiterbildung sowie der beruflichen Praxis professioneller Berater/innen hin.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
„Beratung und Netzwerke – Potenziale und Grenzen persönlicher Beziehungen in Beratungsprozessen“. Osnabrück, 23. Kongress der DGfE (12.−14.03.2012)
Frank Nestmann
-
„Die Bedeutung sozialer Einflussfaktoren auf Zustandekommen, Verlauf und Wirkung sozialpädagogischer und psychosozialer Beratung“. Berlin, 27. Kongress für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Beratung (01.−04.03.2012)
Frank Nestmann
-
„Einfluss sozialer Netzwerke auf Beratungsklienten und -klientinnen und ihre Problembewältigungsstrategien“. Dresden, 6. Bundesnetzwerktreffen Familienrat (04.−05.10.2012)
Frank Nestmann