Die Logik der Zustimmung. Historische und systematische Perspektiven epistemischer Logik
Final Report Abstract
Das systematische Hauptergebnis des von Prof. Dr. Werner Stelzner durchgeführten Projekts "Die Logik der Zustimmung. Historische und systematische Perspektiven epistemischer Logik" ist der Aufbau einer Logik der Zustimmung, in der insbesondere die logische Ressourcenbeschränktheit epistemischer Subjekte berücksichtigt wird und die demzufolge die mit modernen Standardsystemen der epistemischen Logik verbundene logische Allwissenheit epistemischer Subjekte vermeidet. Ein besonderer Schwerpunkt ist die relevanzlogische Bestimmung der Logik der Zustimmung. Dieses Ergebnis vorbereitend werden der Begriff der Zustimmung und damit verbundene philosophische und logische Probleme in drei Teilen behandelt (Teil I: Zustimmung in der Philosophie der Neuzeit und in der traditionellen Logik, Teil II: Zustimmung in der modernen Philosophie, Teil III: Zustimmung und epistemische Logik). Damit werden die Voraussetzungen für seine Anwendungen in der Philosophie des Geistes, der Erkenntnistheorie, der Argumentationstheorie, der epistemischen Logik und der künstlichen Intelligenz verbessert. Der neuzeitlichen Tradition in der Verwendung des Zustimmungsbegriffs folgend, erfolgt seine Analyse in Verbindung mit epistemischen und sprechakttheoretischen Begriffen wie Glaube und Wissen, Fürwahrhalten, Urteil, Akzeptation und Behauptung. Die von Werner Stelzner vorgenommene inhaltliche und formalisierte Analyse des Zustimmungsbegriffs ist darauf gerichtet, aus der epistemischen Logik bekannte Verfahren weiter zu entwickeln und durch neue Verfahren zu ergänzen, um in der Darstellung der Logik der Zustimmung ein neues Paradigma für die Entwicklung auch anderer Bereiche der epistemischen Logik zu gewinnen und zugleich zu einer Vereinheitlichung der epistemischen Logik beizutragen, in der der Zustimmungsbegriff eine grundlegende Rolle spielt. Grundsätzlicher systematischer Ansatzpunkt für den Aufbau formalisierter Sprachen der epistemischen Logik ist die gerade unter logisch-philosophischem Gesichtspunkt notwendige Unterscheidung der Frage, ob eine Aussage (oder ein Satz) im klassischen Sinne wahr ist, von der Frage, ob und in welcher Weise diese Aussage für wahr gehalten wird, also ob dieser Aussage zugestimmt wird, ob sie geglaubt, vermutet, angenommen, gewusst, bewiesen, behauptet wird, sie sei wahr – oder unter Wahrscheinlichkeitsgesichtspunkten zumindest zu einem gewissen Grade für wahr bzw. wahrscheinlich oder glaubhaft gehalten wird. Diesem Ansatz entsprechend werden epistemische Prädikate und Operatoren explizit in formalisierten Sprachen dargestellt und daran anknüpfend logische Eigenschaften innerer und äußerer epistemischer Einstellungen und Akte des inneren und äußeren Zustimmung, des Glaubens und Wissens, aber auch von Behauptungen, Akzeptationen oder Verwerfungen analysiert. Das Projekt geht hierbei über den gegenwärtigen Entwicklungsstand der epistemischen Logik hinaus, indem Zustimmung in verallgemeinerter Form logisch behandelt und so ein offenes Integrationspotential der epistemischen Logik erschlossen wird. Dazu werden Grundformen der Zustimmung formalisiert, auf denen andere epistemischer Einstellungen und Akte aufbauen. Insbesondere gelang es, den Glaubensbegriff als Begriff der dispositionellen inneren Zustimmung auf den Zustimmungsbegriff zurückzuführen. Im Projekt stehen qualitative epistemische Prädikate im Mittelpunkt. Das wird dadurch gerechtfertigt, dass Aussagen, die üblicherweise als quantitative Zustimmungs- oder Glaubensaussagen aufgefasst werden, sich durch im Projekt entwickelte Analysen ebenfalls als qualitative epistemische Aussagen erweisen lassen. In den so verstandenen quantitativen epistemischen Aussagen wird Wahrheit nicht quantitativ in Stufen zugeschrieben. In solchen Aussagen wird zwar die Zuschreibung von Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt, diese Zuschreibung aber ist qualitativ bestimmt: Die Zuschreibung der Wahrscheinlichkeit erfolgt oder sie erfolgt nicht. Der Glaube, in dem diese Wahrscheinlichkeitszuschreibung ausgedrückt wird, ist also kein wahrscheinlicher, sondern er ist qualitativ zustimmend oder verneinend, bezieht sich aber auf Wahrscheinlichkeitszuschreibungen.
Publications
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Grundzüge einer Zustimmungslogik In: Proceedings. GAP7, Bremen 14.–17.9.2009
Werner Stelzner
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N. A. Vasiliev’s “Imaginary Logic” and the modern nonclassical logic, Kazan (Russland), Oct. 11–15, 2010: Vasiliev’s Imaginary Logic and the treatment of contradictions in epistemic logic
Werner Stelzner
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Современная логика. Проблемы теории и истории, Sankt Petersburg (Russland), 24.–26.6.2010: Минимальное логическое следование для согласия при условии ограниченных ресурсов. (= Minimale logische Folgebeziehung für die Zustimmung bei beschränkten Ressourcen)
Werner Stelzner
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14th International Congress of Logic, Methodology and Philosophy of Science, Nancy (France), July 19.–26, 2011: Semantic foundations for the logic of assent
Werner Stelzner
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34. Internationales Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel (Österreich), 7.–13.8.2011: Kontextualismus, Indexikalität und versteckte Parameter
Werner Stelzner
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Kontextualismus, Indexikalität und versteckte Parameter In: Erkenntnistheorie: Kontexte, Werte, Dissens. Herausgeber: C. Jäger/W. Löffler, Kirchberg am Wechsel 2011, 301–303
Werner Stelzner