Hochqualifizierte ausländische Universitätsmitarbeiter in der städtischen Gesellschaft - Aachen, Bonn und Köln im Vergleich
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen unseres DFG‐Projekts wurden hochqualifizierte ausländische Universitätsmitarbeiter mit quantitativen und qualitativen Verfahren der empirischen Sozialforschung hinsichtlich ihrer Integration in die städtischen Gesellschaften in Aachen, Bonn und Köln vergleichend untersucht. Zudem wurde betrachtet, welche Aktivitäten die jeweiligen Universitäts‐ und Stadtpolitiken zur Anwerbung und Einbindung unserer Untersuchungsgruppe entfalten. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zur Eingliederung der ausländischen Wissenschaftler sind gut mit einigen theoretischen Konzepten der jüngeren Integrations‐ und Migrationsforschung vereinbar. Zum einen wird betont, dass Integration ein multidimensionales Phänomen ist und in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich rasch voranschreitet. Die strukturelle Integration von Migranten – gemessen an der Partizipation am Erwerbsleben, der Art und Qualität der beruflichen Tätigkeit und das aus dieser Tätigkeit erzielte Einkommen – spielt bei unserer Untersuchungsgruppe eine marginale Rolle, da hier von einem weit überdurchschnittlichen beruflichen Status und langfristig auch von einem entsprechenden Einkommen auszugehen ist. Aus dieser Perspektive ist unsere Zielgruppe als eine in Relation zu anderen Migranten außerordentlich privilegierte Gruppe anzusehen. Hinsichtlich der Dimensionen der kulturellen und sozialen Integration ist die Situation jedoch differenzierter. Misst man die kulturelle Integration, wie im Projekt geschehen, an der Sprachkompetenz, so ist hier überwiegend ein hoher Grad an Akkulturation zu beobachten. Auch bei der sozialen Integration kann ein großer Teil der untersuchten Personengruppe durchaus Erfolge vorweisen. Eine überraschend hohe Partizipation am deutschen Vereinswesen und sonstigen Institutionen weist ebenso in diese Richtung wie die ethnisch gemischte Struktur von Freizeitkontakten und die Entstehung neuer Freundschaften und Bekanntschaften mit Deutschen. Wie tief diese Beziehungen gehen, ist durch die standardisierte Befragung nicht eindeutig zu beurteilen. Auch Diskriminierungs‐ und Ausgrenzungserfahrungen sind, nach Herkunftsregion der Befragten differenziert, eher selten. Das in jüngster Zeit u.a. von Pries (1998) in die migrationstheoretische Diskussion eingebrachte Konzept der transnationalen bzw. transkulturellen Migration mit dauerhafter, freiwillig gewählter Verankerung ist, wie die Analyse der Netzwerke der befragten Wissenschaftler gezeigt hat, dazu geeignet, die klassischen Migrations‐ und Assimilations‐ bzw. Integrationstheorien zu ergänzen, allerdings nicht zu ersetzen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei der Zeitfaktor, da unsere empirischen Untersuchungen substantielle Verschiebungen der Aktivitäten und Kontaktnetze vom Herkunfts‐ zum Zielland mit zunehmender Aufenthaltsdauer belegen. In der Summe der untersuchten Indikatoren sozialer Integration lässt sich das Fazit ziehen, dass die überwiegende Zahl der ausländischen Wissenschaftler an den Universitäten Köln, Bonn und Aachen ein bemerkenswertes Maß an Integration in die städtische Gesellschaft erreicht hat. Die nichtsdestotrotz bestehenden Unterschiede sind zweifellos zu einem bestimmten Anteil durch Persönlichkeitsmerkmale (introvertiert/extrovertiert) erklärbar. In allen drei Untersuchungsstädten lassen sich auf Seiten der Universitäten Strategien und Bemühungen erkennen, ihre Internationalisierung dauerhaft zu stärken. Ein zentraler Bestandteil sind hier die in den letzten Jahren geschaffenen Anwerbungs‐ und Betreuungseinrichtungen für ausländische Wissenschaftler, die eine wichtige Ergänzung zu der Betreuung auf Ebene der gastgebenden Institute darstellen. Auch von Seiten der Stadt sind ausländische Hochqualifizierte höchst willkommen, jedoch gibt es hier keine gezielten Strategien, die Zuwanderung ausländischer Hochqualifizierter zu forcieren. Die Bemühungen der Städte konzentrieren sich vielmehr darauf, die Rahmenbedingungen für eine Zuwanderung ausländischer Hochqualifizierter und für ihren Aufenthalt in der jeweiligen Stadt zu optimieren. Hinsichtlich der städtischen Integrationspolitik lässt sich zumindest in Aachen und Bonn die Entwicklung einer dualen Integrationspolitik feststellen, die sich durch spezielle Angebote für ausländische Hochqualifizierte auszeichnet. Entscheidenden Einfluss auf die Dauerhaftigkeit des Aufenthaltes der ausländischen Wissenschaftler hat jedoch die berufliche Perspektive, denn in Köln, der Untersuchungsstadt mit dem höchsten Anteil an unbefristeten Verträgen, ist zugleich der Anteil derjenigen, die ihren Aufenthalt nur als Übergang ansehen, am geringsten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2010): At Home Abroad? The Situation of Highly Skilled University Personnel in Germany. In: Geographische Rundschau International Edition, Jg. 6/3, S. 64‐69
Föbker, S., Nipper, J., Pfaffenbach, C., Temme, D., Thieme, G., Weiss, G. und C.‐C. Wiegandt