Klerikerkritik im antiken Christentum
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Gegenstand des Projektes ist eine umfassende Rekonstruktion und historische Einordnung der altchristlichen Kritik am Klerus, die sich über weite Teile der patristischen Literatur erstreckt, wobei Rechtstexte (Kirchenordnungen, Konzilskanones und die sogenannten „Papstbriefe“, nicht zuletzt die staatliche Kirchengesetzgebung) besonders ertragreich sind. Stand die Kleruskritik von Gruppierungen, die als Schismatiker und Häretiker ausgegrenzt waren, sowie von paganen Quellen bisher im Mittelpunkt der Forschung, so wurden im Rahmen des Projektes die viel umfang- und ertragreicheren großkirchlichen Quellen zum Thema erschlossen. Dabei ging es nicht nur um die Zusammenstellung der verschiedenen Bereiche der Kritik (Luxus und übermäßiger Konsum; stabilitas loci; Finanz- und Wirtschaftsgebaren; Herrsch- und Ruhmsucht; Ehe- und Sexualmoral; weitere Aspekte klerikaler Standesethik), sondern auch um historische Entwicklungen, in deren Kontext sie plausibel werden: Der Prozess der Professionalisierung des Klerus seit der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert sowie die zunehmende Bedeutung asketischer Lebensform als Leitideal in der Zeit der Reichskirche.