Chytridiomykose - Untersuchungen zur Gefährdung einheimischer Amphibien durch Batrachochytrium dendrobatids
Final Report Abstract
Weltweit werden Bestandsrückgänge und das Aussterben mehrerer Amphibienarten mit dem Befall durch den Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) und der dadurch ausgelösten Chytridiomykose ursächlich in Zusammenhang gebracht. Der pathogene Pilz ist auch in Europa weit verbreitet. Um das von B. dendrobatidis für einheimische Amphibien ausgehende Gefährdungspotential einschätzen zu können, wurden im Rahmen des Projektes Daten zur Verbreitung, dem Wirtsspektrum sowie möglichen Übertragungswegen gewonnen. Durch molekulargenetische Analysen wurde die genetische Diversität einheimischer B. dendrobatidis-Stämmen vergleichend zu Stämmen aus anderen Regionen untersucht. In Deutschland ist der Pilz weit verbreitet und kommt bei fast allen Amphibienarten vor: 64 von 181 untersuchten Lokalitäten (35,4%) und 284 von 3450 getesteten Amphibien (8,23%) waren positiv. Die höchsten Prävalenzraten wurden für Wasserfrösche (Pelophylax spp.), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und Gelbbauchunke (Bombina variegata) ermittelt. An Hand einer Amphibienpopulation konnte gezeigt werden, dass die Prävalenz im Jahresverlauf stark schwankt. Auch die durchschnittliche Prävalenz der 2009 gesammelten Proben liegt mit 9,4% deutlich über dem für 2010 ermittelten Wert (3,1%). Mittels genetischer Analysen wurde die intraspezifische Variabilität von B. dendrobatidis, vor allem der in Deutschland vorkommenden Stämme, und die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen einheimischen Stämmen und Stämmen aus anderen Regionen untersucht. Dazu wurden die DNA-Sequenzen der nukleären ribosomalen DNA von 66 DNA-Isolaten infizierter Amphibien aus Deutschland, Osteuropa und Zentralasien bestimmt und verglichen. Es wurde eine hohe Sequenzvariabilität unter den verschiedenen ITS-Kopien eines Bd-Stammes gefunden, aber auch bei verschiedenen Wirtstieren aus Europa, Zentralasien und Chile jeweils identische ITS-Variante identifiziert. Bd-Stämme, die auf Wasserfröschen (Pelophylax) gefunden wurden, zeigten eine vergleichweise geringe genetische Variabilität, was auf eine eventuelle Wirtsspezifität hindeuten könnte. In Deutschland und den angrenzenden Ländern wurden bisher keine Populationsrückgänge oder Massenverluste unter Amphibien beobachtet, die eindeutig auf die Chytridiomykose zurückzuführen sind. Die scheinbar geringe Anfälligkeit einheimischer Amphibien für schwere Infektionsverläufe konnte auch durch die Beobachtung in Gefangenschaft gehaltener infizierter Wasserfrösche (P. ridibundus, P. esculentus) belegt werden. Alle infizierten Tieren (9 unter 22) überlebten im Beobachtungszeitraum (1 Jahr) und nach fünf Monaten war die Infektion nur noch bei einem Tier nachweisbar. Die Infektionsexperimente führten nicht zum Erfolg, da es trotz intensiver Bemühungen nicht gelang, hochgradig infizierte einheimische Amphibien zu finden, von denen Bd isoliert werden konnte. Bd scheint, zumindest in Mitteleuropa, keine herausragende Ursache für den seit Jahrzehnten beobachteten und anhaltenden Rückgang der Amphibienpopulationen darzustellen. „innovations-report“, erschienen am 5.11.2008 (http://athene.innovationsreport.de/html/berichte/biowissenschaften_chemie/totenstille_teichen_ berliner_forscher_untersuchen_121694.html). Westfälische Rundschau vom 6.11.2008 (http://www.derwesten.de/wr/wr-info/totenstille-an-den-teichen-id1201885.html). Kulturradio am 13.01.2009; 5 Minuten Interview zum Thema des Projektes. Artikel in der taz vom 26.08.2011; „Das rasante Verschwinden der Amphibien“.
Publications
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