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Die molekulare Assemblierung und Evolution von Nematocysten

Subject Area Biochemistry
Term from 2008 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 82449549
 
Final Report Year 2014

Final Report Abstract

Die Nesselkapseln (Nematocysten) der Cnidarier gehören zu den komplexesten sekretorischen Organellen im Tierreich. Sie dienen vorwiegend dem Beutefang und der Abwehr von Fressfeinden und stellen ein Alleinstellungsmerkmal dieser Tierklasse dar. In dem abgeschlossenen Projekt zur molekularen Assemblierung und Evolution von Nematocyten ist es uns gelungen, durch eine Proteomanalyse isolierter Nesselkapseln vom Süßwasserpolypen "Hydra" deren molekulare Zusammensetzung erstmals im Detail aufzuklären. Diese Befunde weisen auf eine spezialisierte extrazelluläre Matrix als Grundgerüst der Kapsel hin, bestehend aus einem komplexen Polymer von Minikollagenen und elastischen Proteinen. Als neue molekulare Komponenten konnten einerseits Moleküle identifiziert werden, die spezifisch am Aufbau der Schlauchstruktur beteiligt sind. Hierzu gehören das Minikollagen-15, das Nematogalectin und ein nichtsulfatisiertes Chondroitin. Zum anderen wurde ein neuartiges Elastomer, Cnidoin, eingehend biochemisch und biophysikalisch charakterisiert. Dieses der Spinnenseide ähnliche Protein ist wie die Minikollagene Bestandteil von Kapsel- und Schlauchstrukturen. Aufgrund seiner elastischen Eigenschaften, die durch Computersimulationen und Messungen am Kraftmikroskop bestimmt wurden, ist Cnidoin vermutlich für die Speicherung und Abgabe der kinetischen Energie bei der Nematocytenentladung verantwortlich. Die Analyse des Cnidoms der Seeanemone "Nematostella vectensis" zeigte eine gegenüber "Hydra" deutlich reduzierte Komplexität sowohl auf morphologischer wie auf molekularer Ebene. Die Evolution komplexer Nematocytentypen bei Medusozoen ist vor allem begleitet von einer dramatischen Expansion und Diversifikation der Minikollagenfamilie. Weiterführende Struktur/Funktionsanalysen an den cysteinreichen Enddomänen (CRDs) der Minikollagene lieferten entscheidende Befunde für deren unterschiedliche Polymerisationseffizienz in vitro und in vivo. Während die N-terminale CRD auch in reifen Kapseln nachweisbar ist, lässt sich für C-terminale CRD eine klare Restriktion auf Entwicklungsstadien feststellen. Dies deutet darauf hin, dass die Polymerisierung der Minikollagenmonomere über die C-CRD effizienter verläuft. Analysen der Molekulardynamik bestätigen das unterschiedliche Vernetzungspotential der CRDs. Vermutlich konnten erst auf der Grundlage dieser evolutiven Anpassung die unter hohem Innendruck (150bar) stehenden Nematocyten der Medusozoen entstehen.

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