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Gedankenexperiment, Metapher, Modell: Analogische Formen von Erkenntnis und Darstellung in Philosophie und Wissenschaften ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 80054224
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte, ausgehend von der neueren systematischen Diskussion, das Eindringen, die Bedeutungszunahme und die Selbstthematisierung analogischer Formen von Erkenntnis und Darstellung (Gedankenexperiment, Metapher, Modell) vorwiegend in der Mathematik, daneben der theoretischen Physik des späteren 19. und frühen 20. Jh. und deren Wirkung auf den Wissenschafts- und Wahrheitsbegriff in diesen Wissenschaften. Begleitet wurden diese Untersuchungen durch Analysen der Reflexion auf analogische Formen in ausgewählten Wissenschaftstheorien der Zeit, die dem Neukantianismus zuzurechnen sind. Bestätigt wurde mit diesen Untersuchungen die Thesen, dass die fraglichen Erkenntnis- und Darstellungsformen a) im Untersuchungszeitraum einen beträchtlichen Bedeutungszuwachs erfahren und b) zur ,Modernisierung' des Wissenschaftsbegriffs im Sinne einer Ausweitung der logisch-propositionalen Perspektive und einer Abschwächung traditioneller Begründungs- und Geltungsansprüche beigetragen haben. Über die ursprüngliche Zielsetzung hinausgehend hat das Projekt in einem zweiten Teil auch sog. ,visuelle Metaphem' in der Biologie des 20. Jahrhunderts in den Blick genommen, wobei die heuristische und die theoriekonstitutive Funktion solcher Metaphem in Verbindung mit Modellbildungsprozessen erforscht wurden. Im Mittelpunkt dieses Teils stand eine Fallstudie zur Verwendung von sog. ,epigenetic landscape'- Bildern in den Lebenswissenschaften, die in den späten 1930er Jahren von Conrad Hal Waddington in der Embryologie und Genetik entwickelt wurden und weite Verbreitung in der Biologie und darüber hinaus fanden. In Weiterführung dieser Untersuchungen wurde ein darstellungs- bzw. repräsentationstheoretisches Bezugssystem entwickelt, welches es ermöglicht, die wissenschaftlichen Verwendungsweisen aller visueller Metaphern in den Wissenschaften zu systematisieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Der Kantische Analogiebegriff und die Theorie der modernen Naturwissenschaften: Eine schematisierende Übersicht", in: Analogien in Naturwissenschaften und Medizin. Hrsg. von K. Hentschel. Halle: Acta Historica Leopoldina 2010, 181- 200
    Helmut Pulte
  • Von der Darstellungsmetaphysik zur Darstellungspragmatik. Eine historisch-systematische Untersuchung von Platon bis Davidson. Paderborn: Mentis 2012
    Tobias Schöttler
  • „J. F. Fries' Philosophy of Science, the New Friesian School and the Berlin Group: On Divergent Scientific Philosophies, Difficult Relations and Missed Opportunities", in: The Berlin Group. Ed. by N. Milkov and V. Peckhaus (Boston Studies in the Philosophy of Science, 273). Dordrecht: Springer 2012, 11-38
    Helmut Pulte
  • „The epigenetic landscape in the course of time: Conrad Hal Waddington's methodological impact on the life sciences", in: Studies in History and Philosophy of Science Part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 44 (2013), 756-773
    Jan Baedke
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.shpsc.2013.06.001)
 
 

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