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Die Wahrnehmung proximaler und distaler Handlungseffekte bei Bewegungstransformationen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 75322601
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt befasste sich mit grundlegenden Prozessen der Wahrnehmung und Handlung bei Bewegungstransformationen. Diese Transformationen treten typischerweise beim Gebrauch von Werkzeugen auf: Bspw. beim Bedienen einer Computermaus werden üblicherweise (proximale) Bewegungen der manipulierenden Hand in vergleichsweise längere oder beschleunigte (distale) Cursorbewegungen übersetzt. Diese Diskrepanzen zwischen den proximalen und distalen Handlungseffekten stellen Anforderungen an das menschliche Informationsverarbeitungssystem. Theoretisch fußt das Projekt auf der TEC sowie auf dem ideomotorischen Prinzip. Bisherige Befunde zur Handlungssteuerung legten eine Dominanz distaler Handlungseffekte beim Werkzeuggebrauch nahe. In der ersten Fragestellung klärten wir ab, inwieweit sich diese Dominanz auch in Wahrnehmungsurteilen finden lässt: Die Ergebnisse belegen, dass die propriozeptive Wahrnehmung unzuverlässiger ist als die visuelle Wahrnehmung. Die Antworttendenzen der Vpn waren maßgeblich vom visuellen Rückmeldung beeinflusst. Wurde das visuelle Feedback verzerrt zurückgemeldet, so dass Hand- und Zeigerbewegung nicht übereinstimmten, vergrößerte sich als Folge der Unsicherheitsbereich und die Handlungskontrolle war langsamer und fehleranfälliger. Dies spricht für einen starken Einfluss - also einer Dominanz der distalen Effekte. Ausschlaggebend ist dabei der Grad der Merkmalsüberlappung zwischen proximalen und distalen Effekten. So wird beispielsweise die Wahrnehmung und die Handlung besonders stark von den distalen Handlungseffekten beeinflusst, wenn die Merkmalsüberlappung zwischen Hand- und Zeigerbewegung abnimmt, aber das Vorliegen einer Transformation nicht offensichtlich ist. In einer zweiten Fragestellung adressierten wir die Wechselwirkungen zwischen Transformation. Wir zeigen, dass es Bereiche gibt (bspw. bei gänzlich gegensätzlichen Merkmalen, also sehr geringer Merkmalsüberlappung), in denen keine multisensorische Integration möglich ist, und Handlungen nicht mehr vorrangig von distalen, sondern von proximalen Handlungseffekten bestimmt werden. Wird allerdings die Rückmeldung der proximalen Bewegung gestört, greift wieder die Dominanz des distalen Handlungseffektes. Das Informationsverarbeitungssystem scheint also diejenige Sinnesmodalität bei der Handlungskontrolle zu bevorzugen, welche als die zuverlässigste erachtet wird. Die dritte Forschungsfrage befasste sich mit dem Einfluss der proximalen (distalen) Bewegungsausführung auf die distale (proximale) Bewegungswahrnehmung. Generell beobachteten wir Nacheffekte des visuellen distalen Handlungseffektes auf die proximale Bewegungswahrnehmung (intramodale Bedingung). Deutlich stärker waren die Nacheffekte des propriozeptiv/taktilen Handlungseffektes auf die distale Bewegungswahrnehmung (crossmodale Bedingung). Wahrscheinlich ist, dass in der crossmodalen Bedingung die notwendige Übersetzung visueller Codes in motorische Codes Kosten verursacht, die sich entsprechend in den Nacheffekten zeigten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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