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Untersuchung des Einflusses pränataler Glukokortikoidbehandlung auf die kognitive, emotionale und biologische Entwicklung bei Reifgeborenen

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 73397732
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hintergrund: Die Zeit der fetalen Entwicklung wird als entscheidende Lebensphase des Kindes für seine weitere Entwicklung angesehen. Der Fetus ist während der intrauterinen Wachstumsperiode besonders sensitiv gegenüber mütterlichem Stress, vermittelt über das endogene Glucocorticoid (GC) Cortisol, sowie gegenüber medizinisch induzierten Gaben von synthetischen GC's. Verknüpfungen mit einer gestörten Stressregulation, Verhaltensauffälligkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen in der Kindheit werden in der Literatur diskutiert. Stichprobe: Insgesamt 240 reifgeborene Kinder im Alter von 6-11 Jahren (MW: 8.4, SA: 1.3) wurden untersucht und in 3 Gruppen aufgeteilt. Kinder, deren Mütter einen physiologischen Schwangerschaftsverlauf hatten, bildeten die Kontrollgruppe (N = 96) und wurden verglichen mit Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft pränatalem Stress, ausgelöst durch die Gefahr einer drohenden Frühgeburt, ausgesetzt waren. Bei einigen dieser Mütter war eine pränatale Behandlung mit synthetischen GC's zur fetalen Lungenreifung notwendig (N = 97), bei anderen nicht (N = 47). Methoden: Neben der Erfassung demographischer, schwangerschaftsspezifischer, medizinischer und perinataler Kennwerte wurden die Stressreaktivität, die kognitive Leistung, die Konzentrationsfähigkeit und verschiedene Verhaltensaspekte untersucht. Ergebnisse: Die Auswertung der perinatalen Kennwerte ergab, dass Kinder mit synthetischer GC-Therapie signifikant geringere perinatale Kennwerte (Kopfumfang, Größe, Gewicht zur Geburt) aufwiesen (alle p < 0.005). Kinder mit pränatalem Stress und synthetischer GC-Therapie zeigten eine signifikant höhere Cortisolstressreaktivität im Kinder-Stress-Test als pränatal gestresste Kinder ohne synthetische GC-Therapie oder Kontrollkinder (F = 5.8, p < 0.001). Hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten erreichten pränatal gestresste Kinder, unabhängig von einer synthetischen GC-Behandlung, signifikant weniger IQ-Punkte im Intelligenztest als die Kontrollkinder (F = 6.6, p = 0.002). Keine Unterschiede konnten im Hinblick aufdas Verhalten, die Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnisleistungen ermittelt werden. Zusammenfassung: Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass eine pränatale Behandlung mit synthetischen GC's Auswirkungen aufdie perinatalen Kennwerte und langfristige Folgen aufdie Stressreaktivität in der Kindheit haben kann. Ebenso könnte sich pränataler Stress ungünstig aufdie kognitive Leistungsfähigkeit und das allgemeine Intelligenzniveau, in der Kindheit auszuwirken. Die Ergebnisse unterstützen somit die Forschungshypothesen des DFG-Projektes, dass pränatale Einflüsse sich längerfristig auf die Entwicklung von reifgeborenen Kindern auswirken.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012). Impact of prenatal maternal stress and synthetic glucocorticoid treatments on HPA responses to acute psychosocial stress in term born children. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism (2012) Aug 6, Epub ahead of print
    Alexander, N., Rosenloecher, F., Linke, L., Distler, W., Morgner, J., Kliegel, M., Kirschbaum, C.
 
 

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