Veränderungen im Bereich des kraniozervikalen Übergangs bei mukopolysaccharidose Typ I, II, IV und VI
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Wir untersuchten in dieser retrospektiven Studie stammzelltransplantierten Patienten mit Mukopolysaccharidose (MPS) I Hurler (H) auf das Vorliegen von Abnormalitäten im Bereich des kraniozervikalen Übergangs (CCÜ), hierbei legten wir das größte Gewicht auf die Veränderungen des Odontoids, genauer auf die Denslänge. Wir dokumentieren bei der Mehrheit unserer Patienten ein normales Dens-Wachstum nach erfolgreicher hämatopoietischer Stammzelitransplantation (HSCT). Dieses Ergebnis überraschte uns insofern, als dass wir bislang davon ausgingen, dass eine Knochenmark-Transplantation bei Patienten mit Mukopolysaccharidose keinen Einfluss auf das Skelettgewebe haben würde - wir schlussfolgerten daher, dass auch die Entwicklung der Wirbelsäule bzw. Halswirbelsäule (HWS) unbeeinflusst von diesem therapeutischen Vorgehen sein würde. Zwar hatte eine kanadische Arbeitsgruppe 2000 bereits eine Verbesserung der Dens-Morphologie nach HSCT beschrieben, wir standen diesen Ergebnissen allerdings sehr kritisch gegenüber. Eine weitere Bestätigung fanden unsere Ergebnisse durch die Beobachtung, dass ein partielles Donor-Engraftment (DE) mit einem erhöhten Risiko einer Denshypoplasie (DH) und den daraus resultierenden Komplikationen einherzugehen scheint. Diese Patienten bedürfen hinsichtlich der zu enwartenden Komplikationen einer besonders sorgfältigen klinischen Übenwachung. Das Level der Enzymaktivität scheint also einen wesentlichen Einfluss auf die Verbesserungen von skelettalen Komplikationen im Bereich des CCÜ zu haben. Hier könnte perspektivisch eine Untersuchung des kraniozervikalen Übergangs von mit Enzymersatztherapie (ERT) behandelten Patienten, die mit unterschiedlichen Dosierungenschemata behandelt werden, im zeitlichen Verlauf interessant sein - möglicherweise könnte auch die intravenöse Enzymaktivität bei ERT-behandelten Patienten einen Einfluss auf die Entwicklung der Halswirbelsäule haben und somit für die Gesundheitszustand und die Lebensqualität einen entscheidenden Faktor darstellen. Kasuistiken lassen vermuten, dass es im Fall einer initial verzögerten Densentwicklung im präpubertären Alter nochmals zu einem deutlichen Wachstumsschub kommen kann. Sollte dieser ausbleiben, ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer atlantoaxialen Instabilität (AAI) und sekundären Myelopathie zu rechen. Engmaschige bildgebende und neurologische Kontrollen sind in diesem Fall besonders zu empfehlen. Bei transplantierten Patienten scheint die DH in Kombination mit einer AAI hauptverantwortlich für eine medulläre Kompression mit Schäden im Bereich des zervikalen Myelons zu sein. Das von uns bei allen Patienten schon sehr früh beobachtete peridentale Bindegewebe verursacht in unserer Patientengruppe mit komplettem DE zwar eine Stenose des zervikalen Subarachnoidalraums, allerdings kommt es nicht zu einer relevanten Kompression des Rückenmarks. Berücksichtigt werden muss die immer noch geringe Anzahl der Patienten, was die Auswertung der Daten erschwert und eine statistische Analyse praktisch unmöglich macht. Weitere Studien und Beobachtungen sind unbedingt erforderlich.