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Der Brahmasûtra-Kommentar des Bhâskara. Diplomatische Nachlaßedition (J.A.B. Van Buitenen) und kritische Neu-Ausgabe
Antragsteller
Professor Dr. Walter Slaje
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 61294336
Einer historisch ausgewogenen Beurteilung der Frühgeschichte der für Indien wirkungsgeschichtlich überaus bedeutsamen Vedānta-Philosophie sowie der Bewertung der philosophischen Leistung Śankaras (8.Jh.), der bekanntlich erst seit dem Spätmittelalter von Nachfolgetraditionen zum maßgeblichen Exegeten des Vedānta schlechthin und insbesondere des Brahmasūtra als seiner fundamentalen Grundlage (prasthā-na) aufgewertet wurde, steht die verheerend schlechte Überlieferungslage des Werkes eines konkurrierenden Zeitgenossen entgegen: Bhāskara hatte die von Śankara in das Brahmasūtra kommentatoriell hineingetragenen Ideen schon sehr bald nach deren Verbreitung als ‛freierfundene’ bekämpft und versucht, mit einem eigenen Kommentar die exegetische ‛Verfälschung’ durch Śankara nachzuweisen und entsprechend zu berichtigen. Der wiederholt beklagte Grund dafür, daß Bhāskaras Kommentar von der Forschung kaum je als Korrektiv berücksichtigt werden konnte, ist allgemein bekannt: Die einzige verfügbare Bhāskara-Ausgabe (Dvivedin, 1915) liegt derart unkritisch ediert vor, daß sie keine brauchbare Grundlage bilden konnte für die Ableitung gesicherter Erkenntnisse. Der bedeutende Chicagoer Indologe J.A.B. Van Buitenen († 1979) hatte eine kritische Ausgabe mit – nach eigenen Worten – über 1000 besseren Lesarten gegenüber Dvivedin zwar hergestellt, sie aber zu Lebzeiten nicht mehr veröffentlichen können. Eine diplomatische Ausgabe von Van Buitenens unikalem Typoskript (die einzige erhaltene Kopie ist im Besitz des Antragstellers), begleitet von einer Neu-Edition wie sie modernen textkritischen Standards genügt, soll diese Quellenlücke auf dem Gebiet des Frühen Vedānta endgültig schließen und Bhāskaras von der Überlieferung ausgeblendetes Werk der Forschung endlich zugänglich machen. Anders wird ein ausgewogenes Bild der stets einseitig Śankara-lastig begriffenen und auch so dargestellten Frühgeschichte der Vedānta-Philosophie nicht zu gewinnen sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen