Hypothermie bei und nach Status epilepticus: Antiepileptogenese und Neuroprotektion
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel dieses Projekts war die Untersuchung des antiepileptogenen Potenzials der Hypothermie. In einem gut charakterisierten Tiermodell des elektrisch induzierten Status epilepticus (SE) wurde untersucht, ob eine Senkung der Körpertemperatur auf 25 °C für 3 h direkt im Anschluss an den SE die Entwicklung einer nachfolgenden Epilepsie verhindern oder zumindest abschwächen kann. Es konnte gezeigt werden, dass alle Tiere nach SE eine Epilepsie mit spontanen rekurrenten Anfällen entwickelten. Tiere mit Hypothermie hatten jedoch am Ende der Studie (8 Wochen nach SE) signifikant geringer starke motorische Anfälle im Vergleich zu Tieren, die nach SE nicht gekühlt wurden. Wir konnten zudem in parallel durchgeführten elektrophysiologischen Untersuchungen zeigen, dass zu einem frühen Zeitpunkt nach SE (3 h post) der Verlust der GABAergen Inhibition und die neuronale Exzitation durch die Kühlung im Vergleich zu normothermen Tieren signifikant reduziert waren. Die signifikanten Ergebnisse der elektrophysiologischen Untersuchungen deuten möglicherweise auf einen Teil der Mechanismen der Hypothermie hin, die mit den frühen pathophysiologischen Änderungen i.R. der Epileptogenese interferieren. Diese Ergebnisse unterstützen auf komplementäre Weise eine jüngste experimentelle Untersuchung, die einen starken antiepileptogenen Effekt der Hypothermie - appliziert ab 3 d nach Hirntrauma für insgesamt 5 Wochen - aufgezeigt hat. Unsere Untersuchung stellt möglicherweise die Grundlage dar, auch Patienten mit schwerer Hirnschädigung für einige Stunden oder Tage unter Sedierung zu kühlen, um das Auftreten einer späteren Epilepsie weniger wahrscheinlich zu machen bzw. deren Schweregrad zu reduzieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Antiepileptogenese nach experimentellem Status epilepticus: Evaluation der Hypothermie. Zeitschrift für Epileptologie 2011 (Jahrestagung der Deutschen, österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Epileptologie)
Mirja Boll, Alexander B. Kowski, Martin Holtkamp