Bildungsvertrauen - Vertrauensbildung Netzwerk zur Rekonstruktion von Vertrauensbildungsprozessen in sozialen und professionellen Kontexten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Arbeiten im Netzwerk haben gezeigt, dass Vertrauen für pädagogisches Handeln hoch bedeutsam ist. Sowohl Institutionen der Bildung und Erziehung als auch die in diesen arbeitenden professionellen Akteure sind auf Vertrauen durch ihre Klientel angewiesen. Zugleich besteht im Vertrauen in die Bildungs- und Entwicklungsfähigkeit des Einzelnen eine Grundvoraussetzung pädagogischer Arbeit, die auf der Ebene der Gesellschaft zur Entstehung des staatlichen Bildungswesens einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Vertrauen, so könnte man die Ergebnisse des Netzwerks zusammenfassen, ist damit für pädagogisches Handeln auf verschiedenen Ebenen bedeutsam: 1. als Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit und Bildsamkeit des Menschen, 2. als Bildungsvertrauen in pädagogische Institutionen, 3. als Professionsvertrauen in pädagogische Akteure und Settings, 4. als personales Vertrauen in einzelne pädagogische Professionelle. Zugleich wurde an verschiedenen Beispielen gezeigt, dass Vertrauen zur Bewältigung von Unsicherheiten eine besondere Bedeutung besitzt, so z.B. als Vertrauen in die Sinnhaftigkeit menschlichen Handelns in Situationen kultureller Fremdheit, als Vertrauen in institutionelle Settings und/oder Professionelle pädagogischer Angebote oder als Vertrauen in signifikante Andere, in sich selbst oder in Bildungsprozesse in Momenten biographischer Krisen. Im Hinblick auf die Bedingungen der Entstehung dieser unterschiedlichen Dimensionen von Vertrauen in pädagogischen Zusammenhängen haben die Analysen im Netzwerk verdeutlicht, dass sich Vertrauen vor dem Hintergrund der eigenen Biographie sowie in einer konkreten Beziehung zu pädagogischen Professionellen entfaltet. Zugleich ist diese Entwicklung in institutionelle Zusammenhänge pädagogischer Einrichtungen eingebunden und nimmt Bezug auf Besonderheiten des Verhältnisses Einzelner zu Bildung in einzelnen sozialen Milieus und Kulturen. Es konnte gezeigt werden, dass die in der Soziologie verbreitete Differenzierung nach systemischen, personalen und spezifischen Vertrauen zur Beschreibung pädagogischer Prozesse nicht ausreicht und situativer Kontextualisierung und Erweiterung bedarf. Deutlich wurde weiterhin, dass Vertrauen im Unterschied zu vielen vorliegenden Studien nicht ausschließlich als reflexive Einstellung verstanden werden kann, sondern gerade mit Bezug auf das Verhältnis Einzelner zu Institutionen sowie in Beziehungen zwischen Professionellen und Klienten als eine prä-reflexive oder implizite Ebene des Wissens zu untersuchen ist. Damit verbunden ist auch die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion von Vertrauen in pädagogischen Interaktionen. Schließlich weist die Arbeit des Netzwerks auf verschiedene Forschungslücken im Zusammenhang mit der Bedeutung von Vertrauen für pädagogisches Handeln und dessen Organisation hin, die in drei Initiativen aufgegriffen werden sollen, die sich in der Abschlussphase des Netzwerks gebildet haben. Dazu gehört zum einen die Frage nach der konkreten interaktiven Hervorbringung von Vertrauen in professionellen Beziehungen über das Feld pädagogischen Handelns hinaus. Zum zweiten wird die Relevanz und Entstehung unterschiedlicher Dimensionen von Vertrauen am Beispiel eines pädagogischen Handlungsfelds, der Schule, interdisziplinär näher untersucht. Zum dritten befassen sich WissenschaftlerInnen mit der methodologischen Frage nach Möglichkeiten der empirischen Erfassung von Vertrauen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Thementeil: Vertrauen als pädagogische Grundkategorie. Zeitschrift für Pädagogik, 2012, H. 6. Weinheim [u.a.] : Beltz. - 978-3-407-41553-0
Melanie Fabel-Lamla und Nicole Welter (Hrsg.)
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Vertrauensprozesse in der Sozialen Arbeit. Baltmannsweiler : Schneider-Verl. Hohengehren 2012. 123 S.
Sandra Tiefel und Maren Zeller (Hrsg.)
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Vertrauen in der erziehungswissenschaftlichen Forschung. Opladen ; Berlin ; Toronto : Budrich 2014. - 978-3-86649-472-5
Sylke Bartmann, Melanie Fabel-Lamla, Nicolle Pfaff und Nicole Welter (Hrsg.)