Nicht-invasives, kontinuierliches Monitoring der zerebralen Autoregulation unter Allgemeinanästhesie
Final Report Abstract
In diesem Projekt wurde erstmals ein nicht-invasives, quasikontinuierliches Monitoring der zerebralen Autoregulation (ZA) in den regulären OP- Ablauf der routinemäßigen Patientenversorgung hard- und softwareseitig integriert. Darüber hinaus wurde, mit Einverständnis der Ethikkomission, eine erste klinische Studie durchgeführt. Bei 19 visceralchirurgischen Patienten (ohne intrakranielle Pathologie) wurde der Einfluss einer intravenösen und volatilen Anästhesie auf die ZA unter kontrollierter „chirurgischer Narkosetiefe“, Normokapnie und Normotension untersucht. Synchron aufgezeichnet wurden die mittels Ultraschall in den Arteriae cerebri mediae gemessene zerebrale Blutflussgeschwindigkeit (CBFVMCA), der intraarterielle Blutdruck (ABP), das EKG, der exspiratorische CO2-Partialdruck, die exspiratorische Narkosegaskonzentration und der bispektrale Index. Zusätzlich berechnet und erfasst wurde die Plasma- und Wirkortkonzentration der intravenösen Anästhesie. Die ZA wurde durch Berechnung der Zeitverschiebung τ/s zwischen niedrigfrequenten, spontanen Schwankungen des ABP und der CBFVMCA beurteilt (Kreuzkorrelationsmethode). Die Messzeitpunkte waren vor Narkosebeginn und jeweils unter steady-state Bedingungen einer intravenösen (Propofol) und volatilen Anästhesie (Desflurane). Für die Datenanalyse verwertbar waren Daten von 17 Patienten. Aufgrund klinischer und technischer Störfaktoren standen für die Messzeitpunkte unter Anästhesie nur noch 8-11 Datensätze zur Verfügung. Im Vergleich zur Baseline (τ = -1s; -1,3s/-0,8s, Median; 1./3. Quartil,), kam es unter Allgemeinanästhesie zu einer Verminderung der ZA (τ unter Propofol -0,1s; -0,5s/+0,8s, unter äquipotentem Desflurane -0,4s; -0,8/-0,3s). Aufgrund des Pilotstudiencharakters wurde auf konfirmatorische Signifikanzaussagen verzichtet. Die erhobenen Daten deuten auf eine Änderung der ZA unter Allgemeinanästhesie im Vergleich zur Baseline hin. Das Verfahren ist prinzipiell intraoperativ realisierbar. Da es ohne potentiell gefährdende Manipulationen am Patienten auskommt ist es für das klinische Monitoring geeignet. Unklar ist jedoch, ob unter den Bedingungen der Anästhesie das Signal-Rausch-Verhältnis des Verfahrens ausreicht um isolierte Veränderungen der ZA zu detektieren. Darüber hinaus erschien die kontinuierliche dopplersonographische Signalaufnahme intraoperativ schwieriger als auf der Intensivstation, im Tierexperiment oder bei jungen gesunden Freiwilligen. Bessere Fixierungsmöglichkeiten der Dopplersonden und eine Isolierung des Monitoringsystems könnten dabei Abhilfe schaffen. Die Studie kann als Datenbasis für eine größere Folgeuntersuchung dienen.