Aufbau und Anwendung förderdiagnostischer Kompetenzen durch situiertes Lernen in der Lehrerfortbildung
Final Report Abstract
Der Projektfokus lag in der Beantwortung der Frage, ob sich komplexe anwendungsbezogene förderdiagnostische Kompetenzen von Lehrkräften - und hier im Anfangsunterricht zum Lesen- und Schreibenlernen - durch Fortbildungsmaßnahmen, die auf der Basis des situierten Lernens konzipiert sind, in geeigneter Weise verbessern lassen. Es sollte zudem untersucht werden, ob unterschiedliche Situierungen (und damit verbunden die Variierung der Authentizität) zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Da emotionale Faktoren wie Motivation, Interesse etc. Lernprozesse unterstützen oder auch behindern (können), wurden entsprechender Faktoren berücksichtigt. Die Untersuchung wurde als ein quasi-experimentelles Design mit zwei Experimentalgruppen (EG1: authentische Fallbeispiele aus dem Unterricht der Lehrkräfte, EG2: "konstruierte" und "generalisierte" Fallbeispiele aus der Fachliteratur) und einer Kontrollgruppe (KG: "traditionell"; Theorie im Fokus, Fallbeispiele als Illustration) angelegt. Intervention: im ersten Schulhalbjahr sechsteilige Fortbildung denselben inhaltlichen Input zu aktuellen Themen des Schriftspracherwerbs; Stichprobe: n = 67 Lehrkräfte, die in der ersten Jahrgangsstufe im Regierungsbezirk Schwaben bzw. im Schulamtsbezirk Regensburg unterrichteten. Von September 2008 bis Juli 2009 wurden an vier Messzeitpunkten quantitative und qualitative Daten erhoben, zu: Lernerfolg (Fragebogen: Faktenwissen und anwendungsbezogenes Wissen; Prätest, Posttest, Follow-Up), zu Motivation und praxisbezogenen Elaborationen (Fragebogen: Zwischenerhebung, Posttest), zur Gestaltung des Unterrichts (Videographien: 10 Lehrkräfte aus EG1, EG2, KG, je zwei Unterrichtsstunden zum Lesen und Schreiben im Prätest, Posttest und im Follow-Up) sowie zum wahrgenommenen Fortbildungserfolg (Interviews: 10 Lehrkräfte, Prätest, Posttest, Follow-Up). Zum Faktenwissen hatten alle drei Gruppen signifikant dazu gelernt; es gab keine überzufälligen Unterschiede. Bei den förderdiagnostischen Kompetenzen waren die Teilnehmer/innen der EG2 bei der schriftlichen Befragung und bei den Video-Erhebungen (adaptive Unterrichtsgestaltung: passgenaue qualitative Differenzierungsmaßnahmen) besonders erfolgreich. Höhere Ergebnisse bei der Motivation und bei den Elaborationen zeigten sich in der EG1, die sich aber nicht auf den Lernerfolg statistisch signifikant auswirkten. Der signifikant bessere Lernerfolg beim anwendungsbezogenen Wissen sowie bei dem Transfer in den Unterricht in der EG2 könnte darauf zurück geführt werden, dass in dieser Gruppe die konstruierten und generalisierten Fallbeispiele den Ausgangspunkt und Kern der jeweiligen Lerneinheiten darstellten und die Theorie jeweils die "Hintergrundfolie " zur (möglichen) Erklärung der im Fallbeispiel zutage getretenen Probleme bildete. Die Arbeit an Beispielen aus dem konkreten Unterricht (EG1) enthält in der Regel eine Vielzahl an weiteren Facetten (z.B. affektive Assoziationen), die möglicherweise zu einer vielschichtigeren Betrachtung des "Falles", aber auch zu einer "Überlastung" beitragen, jedoch nicht immer zu einer zielgerichteten Lösung eines Problems. Die durchgängig niedrigeren Werte der KG bestätigen frühere Ergebnisse über den geringen Erfolg traditioneller Fortbildungen.
Publications
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