Wissenschaftliche Aufarbeitung, Digitalisierung und Präsentation der "Bibliotheca Electoralis"
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit ihren rund 3.800 Drucktiteln des 15./16. Jahrhunderts und fast 200 mittelalterlichen Handschriften bildet die Bibliotheca Electoralis den Gründungsbestand der heutigen Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Angelegt wurde die Sammlung um 1500 durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen (1463-1525). Als systematische Sammelstätte umfasst die Bibliotheca Electoralis ein maßgebliches Quellencorpus zur Erforschung des Humanismus und der Reformation. Zu ihren prominenten Nutzern zählten Martin Luther und Philipp Melanchthon, denen sie als Wissensspeicher diente. Ein wesentliches Projektziel bestand in der physischen Rekonstruktion der im Jahr 1549 nach Jena verbrachten und im 19. Jahrhundert umsystematisierten Sammlung sowie in deren Digitalisierung und wissenschaftlichen Aufbereitung. Neben dem Bestand an Inkunabeln und Drucken zählen hierzu die kulturhistorisch herausragenden Handschriftenbestände, welche im Ergebnis des Projekts als Netzpublikationen greifbar sind und nun dank der Digitalisierung und der Erschließung für weitere Forschungen zur Verfügung stehen. Parallel zur Digitalisierung der Materialien hat der Projektnehmer ein System für die Präsentation der Druck- und Handschriftenbestände aufgebaut, welches schon jetzt vielfach nachgenutzt wird. Projektbegleitend wurden sämtliche Titeldaten verifiziert, korrigiert oder im Rahmen des Projekts erst erstellt. Titelaufnahmen sind sowohl im GVK als auch im zu UrMEL gehörigen Präsentationssystem „Historische Bestände“ vorhanden, wo Daten im Kontext verfügbar sind. Im Frühjahr 2013 wird die VZG des GBV „O-Aufnahmen“ für die digitalen Ausgaben erstellen. Die Handschriften lagen bereits zum weitaus größten Teil in modernen Tiefenerschließungskatalogisaten vor. Diese wurden im Rahmen des Projekts als Metadaten für die Handschriften in das Präsentationssystem eingebracht. Insgesamt wurden im Projektzeitraum nahezu eine Mio. Digitalisate erstellt. Die Digitalisierung erfolgte auf der Grundlage der DFG-Praxisregeln Digitalisierung. Sämtliche Projektmaterialien sind im zu UrMEL gehörigen System Historische Bestände zugänglich. Über eine OAI-Schnittstelle ist die Integration der Projektergebnisse in übergreifende Recherchesysteme gewährleistet und z. T. bereits realisiert (z. B. Europeana). Der Zugriff auf die Digitalisate über den DFG-Viewer ist durch die Implementierung einer XML-Schnittstelle in METS/MODS-Format gewährleistet. Die Speicherung der Projektergebnisse erfolgt im Rahmen eines mit dem Universitätsrechenzentrum der Universität Jena abgestimmten Konzepts.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Der Jenaer Kodex. Eine Handschriftenaffäre in der frühen DDR?, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 56 (2009), Nr. 2, S. 71-78
Thomas Mutschler
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Die Restaurierung und Digitalisierung der Jenaer Liederhandschrift im Jahr 2007, in: Jens Haustein und Franz Körndle (Hg.): Die ‚Jenaer Liederhandschrift‘. Codex – Geschichte – Umfeld, Berlin, New York 2010, S. 1-28
Joachim Ott, Susanne Kull, Frank Schieferdecker
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Philipp Melanchthon (1497 - 1560). Vordenker der Reformation; Reformationsgeschichte(n) in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), hg. von Sabine Wefers, Jena 2010
Thomas Mutschler
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Zur Verwahr- und Benutzungsgeschichte der Jenaer Liederhandschrift in Jena, in: Jens Haustein und Franz Körndle (Hg.): Die ‚Jenaer Liederhandschrift‘. Codex – Geschichte – Umfeld, Berlin, New York 2010, S. 237-249
Joachim Ott
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Bücherschätze von Fürsten und Gelehrten. Das Kulturerbe in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Jena 2012
Joachim Ott / Sabine Wefers
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Die Aufbereitung, Digitalisierung und Präsentation der Bibliotheca Electoralis (1502–1547) in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), in: Digitalisierung in Regionalbibliotheken, Frankfurt am Main, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 107, S. 157–172
Thomas Mutschler