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Überlieferungsgeschichtliche Studien zum fränkischen Rechtsbuch der Karolingerzeit (Lex Salica Karolina)

Antragsteller Professor Dr. Karl Ubl
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 55006906
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt befasste sich mit der Text- und Überlieferungsgeschichte der Lex Salica, des wichtigsten weltlichen Rechtsbuchs der Karolingerzeit. Es sollte der Befund erklärt werden, warum die Lex Salica gewissermaßen ein Bestseller des 9. Jahrhunderts war, ohne dass dieses Rechtsbuch vor Gericht zur Anwendung gekommen ist. Als Ergebnis des Projekts kann festgehalten werden, dass das Rechtsbuch nicht bloß von symbolischer Bedeutung war. Anders als die bisher vorherrschende Meinung konnte nämlich bewiesen werden, dass die Kopien sehr sorgfältig hergestellt wurden und einen weitgehend verständlichen und brauchbaren Text überliefern. Diese Tatsache ist nur dann erklärbar, wenn tatsächlich die Amtsträger des Karolingerreichs an dem Inhalt des Rechtsbuchs interessiert waren. Dieses Interesse lässt sich dadurch erklären, dass einerseits die karolingischen Herrscher von ihren Amtsträgern (d.h. von den Grafen) verlangt haben, das Recht zu kennen und die Rechtsordnung vor Ort durchzusetzen; und dass andererseits die lokale Aristokratie Vorteile darin sah, Ämter vom karolingischen König übertragen zu bekommen und sich an die Regeln der Amtsträgerschaft zu binden. Die Rechtsbücher spielen daher eine zentrale Rolle im Verhältnis von König und Aristokratie, da sie dem neuen System einer hierarchischen politischen Ordnung eine rechtliche Grundlage boten. Sie hatten daher nicht bloß eine symbolische Funktion, sondern waren von eminent politischer Bedeutung. Ein zweites wichtiges Ergebnis betrifft die Redaktion und Verbreitung der Lex Salica. Die Redaktion erfolgte mit mehr Raffinement, als die Forschung bisher wahrgenommen hat. Karl der Große ließ verschiedene konkurrierende Versionen erstellen und auf mehrere alte Versionen des Rechtsbuchs zurückgreifen. Darüber hinaus war er an der Ergänzung des Rechtsbuchs durch königliche Erlasse interessiert. Die Verbreitung erfolgte dann aber vorwiegend durch die Initiative der Aristokratie und der geistlichen Institutionen, die auf die Kenntnis des weltlichen Rechts verpflichtet worden waren. Die Geschichte der Lex Salica ist daher nicht nur für den Rechtshistoriker von großem Interesse, sondern auch für die politische Geschichte der Karolingerzeit. Aus ihr lassen sich bedeutende Erkenntnisse über die politische Struktur des Frankenreichs gewinnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • L'origine contestée de la loi salique. Une mise au point, in: Revue de l'Institut français d'histoire en Allemagne 1 (2009) S. 208-234
    Karl Ubl
 
 

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