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Die kurz- und langfristigen Effekte von hausarztzentrierten Versicherungsmodellen auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, Gesundheitsausgaben und die Gesundheit der Versicherten

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549468765
 
Die Frage, wie Krankenversicherungen und ihr gesetzliches Leistungspaket ausgestaltet werden sollten, ist für Politik und Bevölkerung weltweit von hoher Relevanz. Dies gilt insbesondere in gesetzlichen Krankenversicherungssystemen, die wie in Deutschland durch Lohnabzüge finanziert werden. Da der demografische und technologische Wandel die Gesundheitsausgaben schneller steigen lässt als das BIP, führt dies ohne weitere Anpassungen zu steigenden Krankenkassenbeiträgen, die das verfügbare Einkommen der arbeitenden Bevölkerung reduziert und die Arbeitskosten für Arbeitgeber erhöht. Daher wird in regelmäßigen Abständen von unterschiedlichen Entscheidungsträgern vorgeschlagen, Kassenleistungen zu kürzen oder die Patienten an steigenden Kosten zu beteiligen – zwei höchst umstrittene Maßnahmen. Die Kontroverse ist vor allem auf den Mangel an empirischen Belegen über deren Folgen zurückzuführen. So war beispielsweise die Einführung der Praxisgebühr in Deutschland im Jahr 2004 höchst unpopulär und wurde unter Gesundheitsökonomen heftig diskutiert. Darüber hinaus sind die längerfristigen Folgen von weniger umfangreichen Krankenversicherungsleistungen -- z.B. für die Inanspruchnahme, die Kosten und die Gesundheit der Versicherten -- aufgrund eines Mangels an nutzbaren Daten und ausreichender Politikvariation nach wie vor unklar. Die jüngsten Flüchtlingswellen aus Syrien (und anderen Ländern) 2015/2016 sowie der Ukraine (und anderen Ländern) 2022/2023 haben zudem die möglichen Folgen von Lücken im Krankenversicherungsschutz wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt. Das Hauptziel dieses Projektantrags ist es, die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen von hausarztzentrierten Krankenversicherungsmodellen auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, die Ausgaben und die diagnostizierten Krankheiten sowie die Mortalität der Versicherten empirisch zu untersuchen. Dazu wird ein einzigartiges natürliches Experiment aus den USA und dem Jahr 2002 evaluiert. Der Bundesstaat Utah nahm ehemals nicht versicherte Personen in Krankenversicherungen auf, die den Schwerpunkt auf die Primärversorgung legten und die Nutzung teurer Fachärzte einschränkten. Das Projekt wird verschiedene administrative Längsschnittdatensätze verwenden. Diese umfassen Abrechnungsdaten der stationären Versorgung sowie von ambulanten Operationen und Notaufnahmen aller Bewohner von Utah von 1998 bis 2013. Diese einzigartigen Abrechnungsdaten wurden vom statischen Landesamt Utahs eigens auf Individualebene verknüpft und liefern Informationen über jeden einzelnen Einwohner von Utah. Sie ermöglichen die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen der Reform von 2002 auf die medizinische Versorgung abzuschätzen. Dies kann durch ein doppeltes Differenzmodell geschehen, in dem die Inanspruchnahme, die Kosten und die Gesundheitsentwicklung der Versicherten des neuen Versicherungsmodelles mit einer vergleichbaren Kontrollgruppe von gesetzlich Versicherten gegenübergestellt wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Kurt Lavetti, Ph.D.
 
 

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