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Policy Change im lokalen Migrationsregime der Türkei
Antragstellerin
Seda Rass-Turgut
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548066830
Meine Studie untersucht Aushandlung und Verlauf von Policy Change im Migrationsregime der Türkei am Beispiel institutioneller und programmatischer Anpassungsprozesse in Kommunalverwaltungen infolge der Gewaltmigration aus Syrien seit 2011. Ihre Ergebnisse leisten einerseits einen empirischen Beitrag zum Verständnis von Migrationspolitiken in einem der aktuell wichtigsten Aufnahmeländer für Geflüchtete. Andererseits wird ein innovativer methodischer Ansatz zur Untersuchung der Anpassung von Politikmustern entwickelt und erprobt. Dazu verbindet die Analyse Textmining, Qualitative Comparative Analysis (QCA) und die Auswertung leitfadengestützter Interviews im Sinne einer Methodentriangulation. Das Textmining in der Programmiersprache R adressiert ein Korpus von 1.118 Verwaltungsdokumenten von 81 türkischen Gebietskörperschaften für den Zeitraum von 2006 bis 2023, um ausgehend von Schlüsselwörtern Argumentationsmuster zu identifizieren. Die Untersuchung der auf dieser Grundlage gebildeten Topoi ermöglicht Rückschlüsse auf Ausprägungen und Veränderungen des Migrationsregimes und des Repertoires der Migration Governance in den untersuchten Städten. Das Ergebnis ist ein Phasenmodell des Policy Change im türkischen Migrationsregime. Die Positionierung der Städte in der daraus resultierenden Migration-Governance-Matrix ermöglicht die Fallauswahl für eine qualitativ vergleichende Untersuchung. Die QCA arbeitet für 16 ausgewählte Städte Pfade der Produktion von Migration Governance heraus. Mit dieser vergleichenden Analyse kann nachgewiesen werden, dass unter bestimmten Bedingungen die Präsenz von internationalen NGOs treibender Faktor bei der Entwicklung von inklusiven Ansätzen ist. Auf dieser Basis wurden Interviews in fünf ausgewählten Kommunen durchgeführt. Dabei wurden kommunale Fachleute zu den Ergebnissen der beiden ersten Analyseschriften befragt. Die Reflexion der Befunde verdeutlicht, dass die lokalen Verantwortlichen insbesondere mit dem engen Korsett vieler Förderprogramme unzufrieden sind. Die Befragten wünschen sich mehr Freiraum in der Gestaltung von Projekten, um den lokalen Bedürfnissen, die sich aus Binnenmigration und der Zuwanderung von Geflüchteten ergeben, gerecht werden zu können. Ein robustes Ergebnis dieser Methodentriangulation ist die Erkenntnis, dass in der Türkei der Einfluss internationaler NGOs auf die Entwicklung von Politiken zum Umgang mit Geflüchteten auf kommunaler Ebene als sehr stark einzuschätzen ist: (1) Im lokalen türkischen Migrationsregime ist eine fehlende Kohärenz des Policy Frameworks festzustellen. Dies verweist auf ein Spannungsfeld sowohl mit Blick auf die nationale Ebene als auch auf internationale Programme. (2) Die Art und Weise der Öffnung von Kooperationsmöglichkeiten auf beiden Ebenen erweist sich dann als entscheidender Faktor für den Verlauf von Policy Change. (3) Entscheidend dabei ist nicht nur der Zugang zu finanzieller Förderung von Programmen für Geflüchtete, sondern die damit verbundene Übertragun
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen