Language-specific morphological and metrical structure in speech processing: Comparative psycho- and neurolinguistic investigations of French and German
Final Report Abstract
Die Entwicklung der Projektarbeiten führte zu einer Fokussierung der experimentellen Arbeiten auf die Frage der (i) mentalen Repräsentation morphologischer Strukturen von Wörtern mit einem Schwerpunkt auf komplexen Verben des Deutschen und (ii) der neurolinguistisch fundierten Analyse von Wortbildungsprozessen mit einem Schwerpunkt auf Nomen zu Verb und Verb zu Nomen Konversionen im Deutschen. Hierbei wurden Primingstudien und EEG Experimente, sowie flankierend Korpusanalysen und Assoziationstests durchgeführt, die zu folgenden Ergebnissen führten: Alle untersuchten komplexen Verben, d.h. Präfix- und Partikelverben primten die morphologisch relatierten Basisverben. Die Priming-Effekte sind ähnlich stark für semantisch transparente und opake komplexe Prime-Verben. Hier unterschieden sich die Ergebnisse für das Deutsche von Studien in anderen Sprachen (z.B. Französisch, Englisch, Serbisch oder Niederländisch) wo keine Priming Effekte durch morphologische Relatiertheit bei semantisch opaken Primes (also den irregulären Fall) zu beobachten sind. Das spricht gegen Vorhersagen von Dual Mechanism-Modellen, die unterschiedliche Priming-Effekte für irreguläre und reguläre Wortformen annehmen würden. Eine vergleichende Analyse der Priming-Effekte durch Präfix- und Partikelverben, die in vielen Studien gemischt verwendet werden, linguistisch aber distinktiv sind, zeigte vergleichbare Priming-Effekte für beide Typen komplexer Verben. Das legitimiert die aus praktischen Gründen häufige Mischung dieser beiden Typen komplexer Verben in derartigen Experimenten. Die Verarbeitung regulärer und irregulärer Wortformen wurde auch mittels EEG an deutschen Partizipien untersucht. Auch hier würden Dual Mechanism-Modelle Verarbeitungsunterschiede zwischen regulären Partizipien (ohne Stammalternation und mit - t Suffix) und irregulären Partizipien (mit Stammalternation und –en Suffix) vorhersagen, da letztere einen von der Nennform separierten Eintrag im mentalen Lexikon aufweisen sollten. Folglich sollten Priming-Effekte im EEG für reguläre, nicht aber für irreguläre Partizipien als Prime für die jeweilige Nennform zu beobachten sein. Auch hier zeigten sich jedoch vergleichbare Priming-Effekte für die irregulären und regulären Bedingungen. In der Zusammenschau unterstützen sowohl Verhaltens- als auch EEG-Daten für die Verarbeitung und Repräsentation von Deutschen Verben die Vorhersagen von Single Mechanism- Modellen, d.h. reguläre wie auch irreguläre Wörter werden dekomponiert und ein gemeinsamer Wortstamm wird durch die jeweiligen Primes voraktiviert. Die EEG Studien zur morphologischen Relatiertheit von Wörtern unterschiedlicher Wortklassen untersuchten Nomen zu Verb und Verb zu Nomen Konversionen im Deutschen. Eine besondere Herausforderung ist hier die Dissoziation von Wortklassen- und Derivationsprozessen. Für die Konversion ohne Umlaut konnten wir eine Asymmetrie derivationaler Prozesse zeigen. Im N400 Zeitbereich zeigte sich ein deutlicherer Amplitudenunterschied zwischen Basis- und derivierter Wortform bei Verb zu Nomen Konversion als bei Nomen zu Verb Konversion. Die Generalisierung dieses Befundes auf Konversion mit Umlaut ist nicht gelungen, wobei methodische Gründe (weniger kontrollierte Stimuli verfügbar) eine entscheidende Rolle gespielt haben können. Nimmt man an, dass die Verarbeitung derivierter Wörter unter Zugriff oder mit Referenz auf die mentale Repräsentation der jeweiligen Basiswörter erfolgt, so ist der Verarbeitungsmehraufwand bei derivierten Nomen größer als bei derivierten Verben. Das könnte ein Hinweis auf eine unterschiedliche Effizienz der prozeduralen Systeme für diese Verarbeitungsprozesse sein.
Publications
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(See online at https://doi.org/10.3758/s13428-018-1052-5)