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Wissensraum, Materialität und Dynamiken des Transfers um 1700. Die Klebebandsammlung des Prinzen Eugen von Savoyen

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546340486
 
Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die rund 280 Klebebände umfassende Grafiksammlung von Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736), die ab 1717 in Paris von Jean Mariette und seinem Sohn Pierre-Jean kompiliert, in Wien gebunden und als Teil der Bibliothek im Wiener Stadtpalais des Prinzen aufbewahrt und präsentiert wurde. Mit diesem beeindruckenden Konvolut von Klebebänden (seit 1920 in der Wiener Albertina), das im Gegensatz zu vielen anderen Sammlungen ungewöhnlich gut erhalten geblieben ist, liegt für die Vormoderne ein sehr umfangreiches und höchst differenziertes fürstliches Sammlungskonzept von überragender Bedeutung vor. Die um 1737 von Karl VI. für die kaiserliche Hofbibliothek erworbene Sammlung bildete im frühen 19. Jahrhundert u. a. die Grundlage für Adam von Bartschs Le Peintre Graveur, der den international gültigen Kanon vormoderner Druckgrafik begründete und damit Sammlungskonzepte an Museen und Bibliotheken sowie die Forschung bis heute prägt. Die bisher nur in Einzelstudien bearbeitete Sammlung soll im Rahmen des Projekts erstmals systematisch erforscht werden, wobei das Verhältnis zwischen den nach Schulen (Œuvres) und den nach Sachgebieten (Recueils par Matières) sortierten Bänden besonders im Fokus steht. Vier Ziele verfolgt das Vorhaben, das primär die Zeit unter Prinz Eugen und damit den ursprünglichen Zustand der Klebebände fokussiert: Im Rahmen einer Befundsicherung werden erstens die ausgewählten Bände mit Blick auf Materialität und kodikologische Fragen als bedeutende Sammlungs- und Präsentationsform erschlossen und insbesondere die eingebundenen Inhaltsverzeichnisse näher untersucht. Zweitens gilt es, im Abgleich mit zeitgenössischen sammlungstheoretischen Positionen die übergreifende historische Systematik der Kollektion und die inhaltlichen Ordnungskriterien der einzelnen Bände zu analysieren. Als „Imagines“ der Bibliotheca Eugeniana soll drittens erörtert werden, inwiefern die Klebebände gemeinsam mit den historisch ebenfalls dort aufbewahrten Hand- und Druckschriften sowie der Porträtsammlung einen Wissensraum bildeten und somit Teil eines Gefüges waren, in dem Wissen in materieller und symbolischer Form organisiert und repräsentiert wurde. Viertens werden an Eugens Sammlung zentrale Aspekte des europäischen Kultur- und Wissenstransfers, seine Dynamiken und vielfältigen Prozesse zwischen höfischer Repräsentation und Ökonomie analysiert. Klebebände erweisen sich im frühen 18. Jahrhundert als wichtige Instrumente innerhalb des höfischen und adligen Wetteiferns um kulturelle Hegemonie und Distinktion. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Wiener Albertina durchgeführt, die eine Auswahl an Bänden digitalisieren wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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