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Soziale Ungleichheiten in Alternden Gesellschaften: Vereinbarkeit in der zweiten Lebenshälfte und ihre (ungleichen) Konsequenzen für Gesundheit und Partizipation. Eine vergleichende Wohlfahrtsstaatenanalyse
Antragstellerin
Ariane Bertogg, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 545836874
Das Ziel des beantragten Forschungsprojekts ist es, neue Formen von Ungleichheit in der zweiten Lebenshälfte in Europa zu studieren. Die verschiedenen Herausforderungen, die sich aus demografischer Alterung von Gesellschaften ergeben, wurden in vielen europäischen Wohlfahrtsstaaten mit einer Reihe von politischen Maßnahmen beantwortet, wie etwa der Erhöhung des offiziellen Rentenalters, oder der Schaffung von Anreizen für familiäre Pflege. Diese haben Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und unbezahlter Sorgearbeit in der zweiten Lebenshälfte. Die Vereinbarung von Sorge- und Erwerbsarbeit hat dokumentierte negative finanzielle und gesundheitliche Konsequenzen, welche ungleich über verschiedene sozialen Gruppen – Männer, Frauen, Bildungsgruppen, soziale Schichten, Migrant*innen und Einheimische – verteilt scheinen. Solche Konsequenzen können bereits bestehende sozialstrukturelle Unterschiede in kognitivem Funktionieren und sozialer Partizipation weiter vergrößern. Die politischen Antworten auf demografische Alterung stellen dabei einerseits den Ausgangspunkt dar, indem sie Vereinbarkeitsproblematiken befördern oder verringern; andererseits dürften sie auch eine moderierende Funktion hinsichtlich der sozialstrukturellen Disparitäten in Vereinbarkeitsproblematiken und ihren Konsequenzen haben, da politische Maßnahmen in kulturell fundierte Wohlfahrtsregime eingebettet sind, die als solche einen eigenständigen Einfluss auf (Ungleichheiten in) Gesundheit und Partizipation im Alter haben. Dieses Forschungsprojekt adressiert diese noch offenen Fragen mit vier Schwerpunkten, welche in separaten Arbeitspaketen untersucht werden. Die Ziele dieser Arbeitspakete sind: (1) die Konsequenzen von Vereinbarkeitsherausforderungen für kognitives Funktionieren und Partizipation im Alter zu erforschen und somit die weiterreichenden Konsequenzen von Vereinbarkeitsproblematiken zu dokumentieren; (2) die Ungleichheiten in diesen zwei Konsequenzen zu untersuchen und somit Vereinbarkeitskonsequenzen als ein möglicher Verstärker von Ungleichheiten in der zweiten Lebenshälfte zu untersuchen; (3) die Rolle von wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen und den kulturellen Grundlagen hinter Wohlfahrtsstaaten als Moderatoren (ungleicher) Vereinbarkeitskonsequenzen zu eruieren; (4) die bestehenden theoretischen Ansätze zu systematisieren und in Synthese einen übergeordneten konzeptuellen Rahmen zu entwickeln, der Ungleichheiten in der zweiten Lebenshälfte ebenen- und lebensbereichs-übergreifend erklären kann. Vorgeschlagen wird ein theoriegeleitetes empirisches Forschungsprojekt, das vorwiegend auf Sekundärdaten (u.a. SHARE) basiert. Für die Bearbeitung jedes der drei empirischen Arbeitspakete beantrage ich jeweils eine Mitarbeiter*innenstelle: 2 Doktorand*innenstellen (für die Fragenstellungen 1 und 2) und eine Postdoktorand*innenstelle (für die Fragestellung 3). Das vierte Arbeitspaket wird durch die Antragstellerin bearbeitet.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen