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Identifizierung von Suszeptibilitäts-Faktoren der postoperativen Schmerzwahrnehmung am Beispiel M.Crohn

Fachliche Zuordnung Anästhesiologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5397725
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Morbus Crohn ist eine schmerzhafte, entzündliche Darmerkrankung, bei welcher eine genetische Prädisposition als gesichert gilt. Die Mehrzahl der Patienten weist einen signifikant erhöhten intra- und postoperativen Analgetikabedarf auf, dessen Ursache unbekannt ist. Die Erkrankung kann deshalb als ein Modell für die erhöhte postoperative Schmerzempfindung betrachtet werden. Ziel des Projektes war es, die beteiligten Schmerz-Suszeptibiltätsgene bei M. Crohn-Patienten zu identifizieren und hierbei ggf. Unterschiede zwischen Patienten mit unterschiedlich hohem Schmerzmittelbedarf (Hoch-/Niedrigverbraucher) zu ermitteln. Während die erste Förderphase vor allem von der Patientenrekrutierung, Gewebesammlung und Erhebung von Schmerzdaten zur Gewinnung eines möglichst großen Kollektivs an Crohn-Patienten geprägt war, sollten in der zweiten Förderperiode Microarray-basierte genomweite Genexpressionsanalysen im entzündeten und nicht-entzündeten Gewebe sowie genomweite Assoziationsstudien mittels extremaler Quantilen durchgeführt werden, um differentiell exprimierte Gene und Genvarianten mit Relevanz für die Schwerzwahrnehmung zu identifizieren. Nach Abschluss der Patientenrekrutierung in der 2. Förderperiode und Auswertung der Schmerzdaten von insg. 105 Patienten, konnte gezeigt werden, dass Patienten mit M. Crohn einen erhöhten Bedarf an intra- und postoperativen Opioiden haben im Vgl. zu Patienten ohne M. Crohn bei vergleichbaren chirurgischen Eingriffen. Die Ergebnisse bestätigen damit vorhergehende, einzelne Berichte. Die quantitativ sensorische Testung (QST) zeigte jedoch keine erhöhte Schmerzempfindlichkeit in Form von erniedrigten Schwellenwerten für thermische und mechanische Reize. Häufig vorkommende Varianten bekannter schmerzassoziierter Gene (OPRM1, COMT) scheinen zudem nicht ursächlich für den erhöhten Opioidbedarf zu sein. Einen Schwerpunkt der zweiten Förderperiode sollten genomweite Assoziationsstudien bilden. Das zur Verfügung stehende Patientenkollektiv erwies sich aufgrund seiner Zusammensetzung und Größe hierfür jedoch als ungeeignet, weshalb dieser Teil des Projekts nicht weiterverfolgt wurde. Die Arbeiten konzentrierten sich daher auf die vergleichende genomweite Expressionsanalyse. Hierbei konnten signifikante Unterschiede in der mRNA-Expression von 3 Genen (IRS2, TCF21 und SPIB) im Dünndarm zwischen Crohn-Patienten mit hohem und niedrigem postoperativen Schmerzmittelbedarf nachgewiesen werden. Darüber hinaus haben epigenetische Untersuchungen Hinweise auf das Vorliegen einer veränderten Promotormethylierung des TRPA1-Gens in Crohn-Patienten geliefert, welche möglicherweise zur charakteristischen Symptomatik des M. Crohn beiträgt. Zusammenfassend ist es im Rahmen des Teilprojektes gelungen, neue Kandidatengene zu identifizieren, welche möglicherweise eine Rolle bei der postoperativen Schmerzwahrnehmung spielen. Die genaue Relevanz und die zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen erfordern jedoch weitergehende Untersuchungen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008) A family-based investigation of cold pain tolerance. Pain 138(1):111-8
    Birklein F, Depmeier C, Rolke R, Hansen C, Rautenstrauss B, Prawitt D, Magerl W
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.pain.2007.11.012)
  • (2008) Novel missense, insertion and deletion mutations in the neurotrophic tyrosine kinase receptor type 1 gene (NTRK1) associated with congenital insensitivity to pain with anhidrosis. Neuromuscul Disord 18:159-66
    Huehne K, Zweier C, Raab K, Odent S, Bonnaure-Mallet M, Sixou JL, Landrieu P, Goizet C, Sarlangue J, Baumann M, Eggermann T, Rauch A, Ruppert S, Stettner GM, Rautenstrauss B
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.nmd.2007.10.005)
  • (2009) High intra- and postsurgical opioid requirements in Crohn’s disease are not due to a general change in pain sensitivity. Eur J Pain 13:1036-42
    Huehne K, Leis S, Muenster T, Winter S, Maihöfner C, Foertsch T, Croner R, Reis A, Winterpacht A, Rautenstrauss B
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.ejpain.2008.12.004)
  • (2010) Alternative splicing may contribute to time-dependent manifestation of inherited erythromelalgia. Brain 133:1823-35
    Choi JS, Cheng X, Foster E, Leffler A, Tyrrell L, Te Morsche RH, Eastman EM, Jansen HJ, Huehne K, Nau C, Dib- Hajj SD, Drenth JP, Waxman SG
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1093/brain/awq114)
  • (2010) Lack of genetic association of neutral endopeptidase (NEP) with complex regional pain syndrome (CRPS). Neurosci Lett 472:19-23
    Huehne K, Schaal U, Leis S, Uebe S, Gosso MF, van den Maagdenberg AM, Maihöfner C, Birklein F, Rautenstrauss B, Winterpacht A
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.neulet.2010.01.044)
  • (2012) Modulation of somatosensory profiles by spinal cord stimulation in primary Raynaud´s syndrome. Pain Pract 12:469-75
    Münster T, Tiebel N, Seyer H, Maihöfner C
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/j.1533-2500.2012.00531.x)
  • (2012) Primary erythromelalgia in a 12-year-old boy: positive response to sodium channel blockers despite negative SCN9A mutations. Klin Padiatr 224:309-12
    Jakob A, Creutzfeldt R, Staszewski O, Winterpacht A, Berner R, Hufnagel M
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1055/s-0031-1287823)
  • (2014) In vivo imaging using fluorescent antibodies to tumor necrosis factor predicts therapeutic response in Crohn’s disease. Nat Med 20:131-8
    Atreya R, Neumann H, Neufert C, Waldner MJ, Billmeier U, Zopf Y, Willma M, App C, Münster T, Kessler H, Maas S, Gebhardt B, Heimke-Brinck R, Reuter E, Dörje F, Rau TT, Uter W, Wang TD, Kiesslich R, Vieth M, Hannappel E, Neurath MF
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1038/nm.3462)
  • (2014) Inherited pain: sodium channel Nav1.7 A1632T mutation causes erythromelalgia due to a shift of fast inactivation. J Biol Chem 289(4):1971-80
    Eberhardt M, Nakajima J, Klinger AB, Neacsu C, Hühne K, O'Reilly AO, Kist AM, Lampe AK, Fischer K, Gibson J, Nau C, Winterpacht A, Lampert A
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1074/jbc.m113.502211)
  • (2015) Association of genetic and psychological factors with persistent pain after cosmetic thoracic surgery. J Pain Research 8:829-44
    Dimova V, Lötsch J, Hühne K, Winterpacht A, Heesen M, Parthum A, Weber PG, Carbon R, Griessinger N, Sittl R, Lautenbacher S
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2147/jpr.s90434)
  • (2020) Transient receptor potential ankyrin 1 promoter methylation and peripheral pain sensitivity in Crohn’s disease. Clin Epigenet 12: 1
    Gombert S, Rhein M, Winterpacht A, Münster T, Hillemacher T, Leffler A, Frieling H
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1186/s13148-019-0796-9)
 
 

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