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Von Petrus Alfonsi zu Alfonsus von Espina. Lateinische Integrations- und Desintegrationsprozesse in der christlich-muslimischen Begegnung und Wahrnehmung auf der Iberischen Halbinsel vom 12. zum 15. Jahrhundert im europäischen Kontext

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5453653
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unser Forschungsprojekt hatte sich zum Ziel gesetzt, die zwischen der Iberischen Halbinsel und dem restlichen Europa laufenden interreligiösen Transfer- und Transformationsprozesse kulturwissenschaftlich zu erschließen, zu beschreiben und zu analysieren. Die 2004 beklagte Forschungslücke soll durch eine weit fortgeschrittene Monographie für den Zeitraum vom 8. zum 13. Jahrhundert geschlossen werden. Sie analysiert die Übertragungs- und Überformungsprozesse in ihren Kontexten, Trägern und Auswirkungen und bemisst dabei quantitativ (mittels der Handschriftenüberlieferung) und qualitativ (mittels der Rezeptionsgeschichte der Texte) die Funktionsweisen, die Risiken und Chancen von Integration und Desintegration interreligiöser Alterität. Ein weiteres Ergebnis des Projekts besteht darin, dass wir das Repertorium "Bibliotheca Islamo-Christiana Latina" (BICL), das alle bislang publizierten Editionen und Übersetzungen von mittelalterlichen lateinischen Texten zu Mohammed und dem Islam verzeichnet, Online gestellt haben (http://www.sankt-georgen.de/hugo/spanien_bicl.htm). Flankierend hierzu sind ferner mehrere strukturgeschichtliche Einzelstudien entstanden, die sich verschiedenen Fragestellungen und Themenbereichen des bisherigen Forschungsprojekts widmen. Neben einer größeren Studie zur materiellen und mentalen Dimension der Transfer- und Transformationsprozesse, die zur Ausbildung des abendländischen Islambildes im 11. bis 13. Jahrhundert beigetragen haben, ist ein Aufsatz zu den kulturellen und sprachlichen Grenzen und zu ihrer Überwindung durch die erstmalige Institutionalisierung des Arabischunterrichts in der abendländischen Missionsgeschichte des Hoch- und Spätmittelalters entstanden. In einem knappen Überblick wird die Integration neuen Wissens zu Mohammed und dem Islam in den Kosmos der hochmittelalterlichen lateinischen Kreuzzugs- und Weltchronistik und ihrer Aufgipfelung in der dominikanischen Mohammed-Biographik des 13. Jahrhunderts skizziert. Ein französischer Tagungsbeitrag konzentriert sich auf die zentrale Rolle, die konvertierte Juden und christliche Hebraisten in der lateinischen Religionspolemik und Identitätskonstruktion der Iberischen Halbinsel zwischen dem 12. und 15. Jahrhunderts gespielt haben. Zwei komparatistische Studien verdeutlichen die Raum- und Publikumsabhängigkeit der genannten Transfer- und Transformationsprozesse und der hiervon bestimmten Islamentwürfe. Vor allem hinterfragen wir in der Einleitung und in einem Beitrag zum Ergebnisband unserer Internationalen Fachtagung "Christlicher Norden - Muslimischer Süden. Die Iberische Halbinsel im Kontext kultureller, religiöser und politischer Veränderungen zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert" das inzwischen eingeführte, oft aber interessegeleitete Forschungsparadigma 'Transfer'. An seiner Stelle wollen wir vorzugsweise für die Übergangsgesellschaften des mediterranen Raumes vom 'Übersetzen' in einem engeren und einem weiteren Sinn sowie von der paradoxen Doppelkategorie 'Des/Integration' in jeglichem Übersetzungsvorgang ausgehen und im Gefolge von Walter Benjamin möglichst wertfrei von 'Passage' sprechen.

 
 

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