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1+1=3. Die Entstehung der sowjetischen Wissenschaften in den 1920er und -30er Jahren unter den Bedingungen moderner Massenkommunikation

Subject Area European and American Literary and Cultural Studies
Term from 2005 to 2007
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5450337
 
Wie alle Teilsysteme der sowjetischen Kultur war auch die Wissenschaft in den 1920er und beginnenden 30er Jahren einem forcierten Prozess der Sowjetisierung ausgesetzt. Die Forschung hat bislang diesem Sowjetisierungsprozess der Wissenschaft vornehmlich als Resultat institutions- und machtpolitischer sowie politisch-ideologischer Interventionen und Einflussnahmen analysiert. Das vorliegende Projekt hingegen richtet seine Aufmerksamkeit auf die innerdiskursiven und textuellen (narrativen und rhetorischen) Praktiken sowie die kommunikativen und medialen Strategien, mit denen sich Wissenschaft und Forschung als sowjetisch zu profilieren versuchen. Anhand von ausgewählten Beispielen aus vier Gegenstandsbereichen - der Sprachwissenschaft, der Biologie/Agrarwissenschaft, der Elektrotechnik/Radiotechnik und der Physiologie - verfolgt das Projekt die Leitthese, dass die Tendenz zu Spezialisierung, Abstraktion und Formalisierung, die für die neuzeitliche Wissenschaft und Forschung wesentlich ist, im Rahmen der Sowjetisierung durch textuelle Verfahren blockiert wird, um auf diese Weise die exklusive wissenschaftliche Fachkommunikation permanent für die (sowjetische) Gemeinschaftsversicherung in Anspruch zu nehmen und zu funktionalisieren; die Sowjetisierung der Wissenschaft besteht in einem beständigen, durch massenmediale Möglichkeiten (Zeitschriften, Film, Radio) wesentlich beförderten Kurzschließen von Experten- und Laienwissen, bei dem rational-analytische und formalisierende Prozeduren von mythogenen, transnationalen und wundersamen Narrativen durchdrungen und überlagert werden - eine Gegenläufigkeit, die prägnant in der Losung zum Ausdruck kommt, mit der ein sowjetisches Propagandaplakat aus den 30er Jahren die Erfolge des zweiten Fünfjahresplans feiert: 1+1=3 !
DFG Programme Research Grants
 
 

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